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Konteranfällig, ineffizient, kaum Alternativen: Arsenal zeigt: Auch der FC Bayern ist nicht unschlagbar

Die Bayern gehen mit der Niederlage in London vergleichsweise souverän um. Doch das 0:2 legt auch die Problemstellen der Münchner offen.

Der zerknirschte Manuel Neuer verließ früh das nächtliche Bankett. Die aufmunternden Worte von Bossen und Teamkollegen wie auch die eigenen Weltklasse-Paraden konnten den Frust des Nationaltorhüters über seinen Fehlgriff in der Champions League nicht umgehend vergessen machen. „Wir ärgern uns tierisch darüber, dass wir dieses Spiel verloren haben“, haderte der Welttorhüter nach dem 0:2 beim FC Arsenal. „Leider habe ich den Fehler gemacht.“ Ausgerechnet der bis dato beste Münchner leitete mit seinem ungestümen Ausflug bei einer Freistoß-Hereingabe das jähe Ende der imposanten Siegesserie nach zwölf Pflichtspielerfolgen ein.
„Dies war eine Niederlage, bei der die Mannschaft trotzdem mit erhobenem Haupt vom Platz gegangen ist“, befand Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der Ansprache in einem Londoner Luxushotel. Mit aufmunterndem Applaus stimmten die rund 300 Gäste zu. Ganz verflogen war die Enttäuschung auch am Mittwoch bei der Abreise aus dem regnerischen England noch nicht. „Auch am Tag danach ein bitteres Ergebnis, aber wir schauen nach vorne“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. Erste Reaktion soll am Samstag gegen den 1. FC Köln der 1000. Bayern-Sieg der Bundesliga-Historie sein.
Mit dem ungewohnten Gefühl der Niederlage durch Tore von Olivier Giroud (77. Minute) und Mesut Özil (90.+4) gingen die Münchner sehr unaufgeregt um. Wie beim Mannschaftsbus, der auf Londons Straßen einen kleinen Schaden links hinten am Rücklicht erlitt, ist auch beim Team „nichts Dramatisches“ (Rummenigge) passiert.
Immer noch ist Pep Guardiola mit seinen Triplejägern auf Kurs Gruppensieg in der Königsklasse, in der es mit zunehmender Wettbewerbsdauer mehr und mehr auf Kleinigkeiten ankommen wird. „Das ist Champions League. Und in der Champions League musst du perfekt sein - das waren wir heute in manchen Punkten nicht“, mahnte Guardiola trotz des über weite Strecken starken Auftritts.
Es gibt Verbesserungsbedarf. Gegen die überfallartigen Angriffe von Özil & Co. zeigten sich die Münchner anfällig, dazu wurden zu viele Chancen vergeben. „Ohne Tore wird man nach einem Spiel nie Schulterklopfer haben“, haderte Thomas Müller. „Insgesamt war das vielleicht ein bisschen zu wenig“, analysierte Abwehrchef Jérôme Boateng. So dominant die Bayern bislang in der Saison trotz jeder Menge Verletzungspechs auftraten, am Dienstagabend fehlten zudem auch Alternativen von der Bank. Weltklasse-Personal wie Arjen Robben, Franck Ribèry oder Mario Götze ist nicht dauerhaft zu ersetzen.
Dass dann noch Neuer als so stabiler Rückhalt in Klub und Nationalteam patzte, führte wieder einmal vor Augen, wie schnell gerade auf Europas allerhöchstem Niveau alles vorbei sein kann. „Aber wir haben nicht wegen Manu verloren. Er hat zwei-, dreimal sehr gut gehalten“, tröstete Guardiola. „Aber so ist eben der Fußball. Manchmal macht eine Aktion den Unterschied. Manchmal schießt man aus dem Nichts heraus Tore, und manchmal hat man Chancen, trifft aber nicht; das ist ein Mysterium.“

Neuer, der rund eine halbe Stunde nach Rummenigges Rede mit einigen Teamkollegen das nächtliche Festmahl verließ, wird den Fauxpas aber schnell abhaken. „Das kann passieren, dass ein Torwart mal einen Fehler macht, vorher hat er uns im Spiel gehalten mit zwei, drei Weltklasse-Paraden“, erklärte Rummenigge.
„Wir haben heute zwei der weltbesten Torhüter auf dem Rasen gesehen, und davon haben beide Mannschaften sehr profitiert“, lobte auch Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Für die „Gunners“ um Kapitän Per Mertesacker sieht es nach zwei Niederlagen zum Auftakt in der Gruppe F wieder besser aus. Beim Rückspiel in zwei Wochen wollen sie nachlegen.
Schon am Wochenende wollen auch die Münchner wieder jubeln. „Nach Niederlagen ist es immer wichtig, dass man sofort eine Reaktion zeigt“, riet Rummenigge und hofft nach dem Bundesliga-Startrekord auf weitere Erfolge. „Das kann ein Rekord für die Ewigkeit werden. Das wäre am Samstag auch der 1000. Sieg in der Bundesliga. Das wäre auch ein Rekord, den noch keiner in dieser Republik erreicht hat.“ (dpa)

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