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Sport: Kontrollierte Aggressivität

Souveräne Eisbären gewinnen 4:1 in Ingolstadt und sind nur noch einen Sieg vom Finale entfernt

Ingolstadt. Pierre Pagé ist ein eher zurückhaltender Mensch. Spektakuläre Auftritte in der Öffentlichkeit überlässt der Trainer der Berliner Eisbären gern seinen Spielern. Gestern erlaubte er sich eine für seine Verhältnisse fast schon unerhörte Ausnahme: Pagé sprang auf das Eis der Ingolstädter Saturn-Arena und animierte die mitgereisten Berliner Fans zu La Ola, beim ersten Mal noch schüchtern, danach mit sichtlichem Vergnügen. Derartige Ausgelassenheit hat ihren Grund: Pagés Eisbären gewannen auch das zweite Spiel der Play-off-Halbfinalserie beim ERC Ingolstadt mit 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). Den Berlinern fehlt nun nur noch ein Sieg zum Erreichen des Finales. Das erste Spiel der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Serie hatten sie am Freitag 6:3 gewonnen, das dritte Spiel findet am Dienstag in Berlin statt.

Die Eisbären kontrollierten den Gegner von Beginn an geschickt, versuchten das Spieltempo niedrig zu halten, um dann im günstigen Moment die Bayern mit plötzlicher Aggressivität zu überrumpeln. „Kontrollierte Aggressivität“, nannte Manager Peter John Lee diese taktische Ausrichtung. Wie schon beim ersten Spiel am Freitag gelang dies Mark Beaufait als Erstem. Nach neun Minuten landete ein Schuss des US-Amerikaners im Tor des irritierten Ingolstädter Torwarts Jimmy Waite. Noch im ersten Drittel jubelten die Berliner dann abermals, was aber etwas dreist war. Ihr Stürmer Yvon Corriveau hatte den Puck offensichtlich ins Tor gekickt. Schiedsrichter Gerhard Lichtnecker erkannte den Treffer zu Recht nicht an.

Ingolstadt wirkte nervös und leistete sich viele Fehler. Dass die Bayern im zweiten Drittel zum Ausgleich kamen, lag allein an dem Gleichmut des Denis Pederson. Ansonsten war der Kanadier bisher in den Play-offs einer der Besten bei den Berlinern, gestern leistete er sich einen schweren Fehler. Vor dem eigenen Tor stoppte er den Puck mit der Hand und ließ ihn vor die Schlittschuhe von Glen Goodall prallen, der Berlins Torhüter Rich Parent zum 1:1 überwand.

Doch wie bisher immer in den diesjährigen Play-offs zeigten sich die Eisbären von einem Ausgleichstor nicht irritiert. „Wir haben in dieser Phase einfach nur getan, was wir tun mussten“, sagte Verteidiger Brad Bergen. Nur 89 Sekunden nach dem 1:1 traf Darryl Shannon zum 2:1 für die Eisbären, wenig später erhöhte David Roberts auf 3:1. Ein Treffer, der schon nach 29 Minuten die Vorentscheidung zu bedeuten schien. Und wie das nun manchmal im Eishockey so ist – der Außenseiter versuchte nun mit härteren Aktionen seine Chance zu suchen. So initiierten die Ingolstädter eine Keilerei, wobei sich besonders ihr Verteidiger Yves Racine profilieren wollte. Der Kanadier hüpfte aus unerkenntlichem Grund mehrere Meter über das Eis und sprang dann auf Eisbären-Stürmer Sven Felski los. Dass Racine dafür nur zwei Strafminuten bekam, war recht ungewöhnlich. Auch die Rauferei brachte die Eisbären nicht aus dem Rhythmus. Im Gegenteil, Pederson machte seine Fehler mit einem gewaltigen Schlagschuss zum 4:1 wieder gut.

Ingolstadts Ken Sutton kassierte noch eine Spieldauerstrafe wegen Meckerns, und das war es dann wirklich. Die Fans des ERC feierten ihre Lieblinge noch mal, so wie man das beim vielleicht letzten Heimspiel der Saison eben macht. Eisbären-Manager Peter John Lee wirkte noch entspannter als vor dem Spiel, und seine Spieler freuten sich mit der Schlusssirene darüber, dass sie vom Erreichen des Finales nur noch einen Sieg entfernt sind.

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