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Sport: Kontrollierte Leichtigkeit

Die Berliner Eisbären präsentieren sich zu Beginn der Play-offs souveräner als in der Vergangenheit

Benoit Laporte war genervt. Die Resignation war dem Mann anzusehen, als er am Sonntagnachmittag im Kabinentrakt des Augsburger Curt-Frenzel-Stadions unterwegs war. 0:3 hatten die Panther ihr erstes Heimspiel in der Play-off-Viertelfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft verloren. Gegen einen Gegner, der nie einen Zweifel darüber aufkommen ließ, dass der Außenseiter ohne Chance ist: Die Eisbären hatten den Panthern etwas vorgespielt. Und dann redete ihr Trainer sogar seinem Augsburger Kollegen etwas vor. „Wir waren zu undiszipliniert“, sagte Pierre Pagé – trotz des klaren Sieges. Laporte fand: „Was Pierre gesagt hat, gilt auch für uns: Wir hatten zu wenig Disziplin.“ Wobei Unvermögen dazu kam. „Wenn wir zweimal in 5:3-Überzahl spielen und kein Tor schießen, stimmt bei uns etwas nicht.“

Es stimmte am Sonntag noch weniger bei den Augsburgern als am Freitag beim ersten Spiel der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Serie in Berlin, das die Eisbären 3:2 gewannen. „Das Auswärtsspiel war für uns einfacher“, sagte Eisbären-Stürmer Sven Felski. „Wir haben viel kontrollierter gespielt.“ Dem war so, spätestens nach dem 1:0 des engagierten US-Amerikaners Mark Beaufait war alles entschieden. Heute können die Eisbären wieder gegen die Panther gewinnen (19.30 Uhr, Sportforum) und dann mit einem Sieg in Spiel vier am Donnerstag den Halbfinaleinzug perfekt machen.

Gelingt den Eisbären der vierte Sieg, dann hätten sie ruhige Feiertage, im Gegensatz zum nächsten Gegner . In allen anderen Viertelfinalserien wird am Ostersamstag in jedem Fall gespielt, da es dort 1:1 steht. Das liegt sicher nicht nur darin begründet, dass die Eisbären in besserer Form sind als die Konkurrenz. Sie haben nun mal zurzeit den Gegner, der am wenigsten die Möglichkeiten zu haben scheint, in den Kampf um den Titel einzugreifen. Das Format der Hamburg Freezers – nach der Hauptrunde sogar schlechter platziert als Augsburg – oder der Mannheimer haben die Panther nicht. Meister Frankfurt plagt sich mit den nach einem Trainerwechsel motivierten Freezers herum, Nürnberg hat große Mühe mit den Mannheimern, die in der Hauptrunde unter Wert spielten. Die Eisbären dagegen haben bisher leichtes Spiel mit einem Gegner, der froh darüber ist, überhaupt in den Play-offs zu sein. Augsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf sagte schon vor Beginn der Serie, dass die Play-offs „ein Geschenk für die Fans“ seien, dass er aber keine Zweifel daran habe, dass sich Berlin durchsetzen werde.

Ist es ein Vorteil, dass die Rivalen nun womöglich mehr Spiele absolvieren müssen als die Eisbären? Die Diskussion „kommt zu früh, weil wir noch nicht im Halbfinale sind“, sagt Pagé. Dennoch: Vergleiche mit der Vergangenheit sind interessant, weil die Berliner diesmal in den Play-offs bisher souveräner auftreten: Vor zwei Jahren verloren sie ihr zweites Viertelfinalspiel gegen Hamburg, 2004 besiegten sie Düsseldorf zwar in vier Spielen, mussten aber in Partie eins einen 1:3-Rückstand aufholen und sich in Partie zwei durch eine Verlängerung kämpfen. Spiel drei war dann in beiden Fällen keine Hürde mehr für die Berliner.

Pierre Pagé will natürlich nicht daran denken. Der Trainer hat seinen Spielern gestern gesagt: „Hört nicht hin, wenn etwas gesagt wird, was sich nicht mit dem nächsten Spiel beschäftigt.“ Und doch sei seine Mannschaft stärker als im Vorjahr, glaubt Pagé. „Aber sie darf nicht darüber reden, sie muss so auftreten.“ Was sie bisher in den Play-offs auch gemacht hat.

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