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Ich doch nicht! Joao Havelange steht seit Jahren unter Korruptionsverdacht.

© dpa

Korruption in der Fifa: Havelange kommt seinem Rauswurf aus dem IOC zuvor

Er machte die Fifa erst richtig reich. Und er wird immer mit Korruption in Verbindung gebracht.

Mit seinen 95 Jahren ist Joao Havelange noch jung genug für Weltreisen. In diesem Sommer flog der ehemalige Fifa-Präsident nach Zürich, um seinem Nachfolger Joseph Blatter dabei zuzusehen, was er selbst früher so gerne machte: selbstherrlich den Weltfußball zu regieren. Es sind auch jetzt nur angeblich gesundheitliche Gründe, weswegen der Brasilianer Havelange seine Reisen durch die Sportwelt einschränkt. Er tritt jedenfalls als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees zurück.

Dahinter steckt ein seit Jahren schwelender Skandal, der immer noch das dunkle Licht der Korruption auf den Fußball-Weltverband Fifa und seine aktuelle Führung wirft. Die Sportvermarktungsagentur ISL, 2001 in die Insolvenz gegangen, soll über Jahre hinweg einflussreiche Funktionäre des Weltsports, insbesondere der Fifa bestochen haben. Als Gegenleistung für Millionen von Schmiergeld erhielt ISL demnach Vermarktungs- und Fernsehrechte. Einer der Begünstigten soll Havelange sein.

Havelange bestreitet die Vorwürfe. Doch obwohl die Staatsanwaltschaft in der Schweiz das Korruptionsverfahren um die ISL eingestellt hat, ließ sich nicht alles unter der Decke halten. In dieser Woche wollte die Ethikkommission des IOC über Havelanges Verstrickung befinden. Er kam nun einem Ausschluss zuvor. Die Dokumente über ihn bleiben damit der Öffentlichkeit verborgen.

Mit Havelange tritt das dienstälteste Mitglied zurück. Seit 1963 gehörte Havelange dem IOC an, er hatte zweimal an Olympischen Spielen teilgenommen, 1936 in Berlin im Schwimmen, 16 Jahre später in Helsinki dann im Wasserball. Jeweils schied er in der Vorrunde aus. Als Funktionär kam er dafür bis nach ganz oben. Von 1974 bis 1998 führte er die Fifa und baute sie zu einem Weltkonzern aus. Kleinere Verbände brachte er mit finanzieller Entwicklungshilfe und der Erweiterung der Weltmeisterschaft von 16 auf 32 Teilnehmer auf seine Seite.

Im Zug der ISL-Affäre will das IOC am Donnerstag zwei weitere ranghohe Funktionäre bestrafen, den Präsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes Lamine Diack und den Präsidenten des afrikanischen Fußball-Verbandes Issa Hayatou. Auch die Fifa will nach jahrelanger Weigerung Akten öffentlich machen. Das könnte weitere personelle Konsequenzen haben. Im Verdacht steht auch Havelanges ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Teixeira. Er sitzt im Exekutivkomitee der Fifa, führt den brasilianischen Fußball-Verband und das Organisationskomitee der Fußball-WM 2014. Bei der WM und den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sollte auch Havelange noch einmal gefeiert werden: die Eröffnungsfeier 2016 ist im Joao-Havelange-Stadion geplant. Vielleicht überlegen sich die Veranstalter das jetzt anders.

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