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Sport: Koryphäe aus Belgien

Wie der Volleyballverband seinen Bundestrainer fand.

Berlin - In den kommenden Tagen werden die deutschen Volleyball-Nationalspieler Post aus der Verbandszentrale in Frankfurt am Main erhalten. Absender wird der Präsident des DVV, Werner Graf von Moltke, sein, der in seinem Brief an die Ehre der Athleten appellieren will. Sinngemäß hat von Moltke die Dinge schon mal vorformuliert: „Wenn ihr euch den Traum von Olympia erfüllen wollt, müsst ihr diese Geschichte jetzt hinter Euch lassen. Ihr seid gefordert, ihr müsst jetzt zeigen, dass ihr einen Arsch in der Hose habt.“

Die Geschichte, von der von Moltke spricht, ist die wohl längste und aufwendigste Trainersuche, die es im deutschen Volleyball jemals gab. Im November wurde der Argentinier Raul Lozano gefeuert, nachdem die Deutschen bei der EM untergegangen waren. Mehr als vier Monate und viele Irrungen und Wirrungen später ist endlich weißer Rauch aufgestiegen: Der neue Mann heißt Vital Heynen und kommt aus Belgien. „Wir haben am Wochenende die Mannschaft informiert“, berichtet Sportdirektor Günter Hamel. „Danach sind wir an die Öffentlichkeit gegangen.“

Heynen unterschrieb in Deutschland einen Dreijahresvertrag. Damit steht fest, dass er nicht nur eine Lösung für die im Mai und Juni anstehenden Olympia-Qualifikationen ist, sondern langfristig mit der Mannschaft arbeiten soll. In seiner Heimat ist der 42-Jährige eine Koryphäe, als Spielmacher trug er 150 Mal das Nationaltrikot, als Trainer führte er den Spitzenklub Noliko Maaseik zu drei Meistertiteln und fünf Pokalsiegen. Heynen eilt der Ruf voraus, ein Besessener zu sein. Als Hobbys nennt der dreifache Familienvater Volleyball – sonst nichts.

Zudem spricht der neue Mann gut Deutsch, was ein großer Vorteil ist im Vergleich zu seinem Vorgänger Lozano, der auch an seinen fehlenden Sprachkenntnissen scheiterte. Diese Gefahr droht nun nicht, und überhaupt sind sich die Funktionäre sicher, einen guten Griff getan zu haben. „In unseren Gesprächen wurde schnell klar, dass er willens und in der Lage ist, unkonventionelle Wege zu gehen und sich auf unsere Verhältnisse einzulassen“, sagt Hamel. Konkret bedeutet das, dass Heynen bei der Honorierung Zugeständnisse gemacht hat. Der chronisch klamme Deutsche Volleyball-Verband kann nun mal keine Topgehälter zahlen. Dafür bietet der Job als Bundestrainer die Chance, den Marktwert signifikant zu steigern, wenn sich die Nationalmannschaft bei der weltgrößten Leistungsschau Olympia präsentieren kann.

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