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Auf den Kopf gestellt. Nach dem Spiel zwischen dem inoffiziellen Nationalteam des Kosovos und Albanien ging es auf den Tribünen sehr emotional zu.

© Imago/Koch

Kosovos Fußball-Nationalmannschaft: Keine Tore und Freudentränen beim Papa

Kosovos inoffizielles Nationalteam mit drei Akteuren des 1. FC Union spielt 0:0 bei Eintracht Frankfurt, aber um das Ergebnis geht es nur bedingt. Nach dem Spiel geht es sehr emotional zu.

Als die Fußball-Auswahl des Kosovo am Dienstagabend das Stadion des FSV Frankfurt verließ, wurden sie von jubelnden Menschen und einem Kamera-Team verabschiedet. Der Auftritt des inoffiziellen Nationalteams hatte eine Invasion kosovarischer Anhänger ausgelöst. Obwohl der Gegner Eintracht Frankfurt hieß, standen 90 Prozent der rund 4000 Besucher hinter den Kosovo-Kickern. „Es war eine tolle Atmosphäre. Leider haben wir kein Tor gemacht“, sagte Eroll Zejnullahu nach dem 0:0, das der Eintracht schmeichelte.

Im Alltag ist Zejnullahu Mittelfeldspieler beim 1. FC Union in Berlin. Der Zweitligist stellt derzeit im Kader des Kosovo mit drei Fußballern so viele Spieler wie kein anderer Verein. Auch der von Hannover 96 ausgeliehene Offensivmann Valmir Sulejmani und Angreifer Bajram Nebihi sind Unioner. „Es war ein super Gefühl, dass drei Unioner dabei waren“, sagte Nebihi. 13 Minuten standen sie sogar zusammen auf dem Rasen. Der mit einigen tollen Aktionen aufwartende Sulejmani wurde nach 67 Minuten ausgewechselt. Eroll Zejnullahu und Bajram Nebihi kamen nach 54 Minuten gemeinsam aufs Feld.

Die Union-Spieler hatten ihre privaten Fanklubs dabei, die aus Eltern, Geschwistern und Freunden bestanden. „Für uns bedeutet so ein Spiel sehr viel. Deswegen haben unsere Verwandten auch in der Woche den weiten Weg auf sich genommen“, sagte Sulejmani. Sein Vater Bajram hatte nach dem Abpfiff Freudentränen in den Augen.

Die Fans schwenkten albanische Fahnen, aber auch die Flagge des seit 2008 unabhängigen Kosovo. Eine offizielle Anerkennung der Nationalmannschaft steht noch aus. Vor allem Serbien ist dagegen. Seit 2013 sind dem Kosovo immerhin Freundschaftsspiele gegen Fifa-Mitgliedsverbände erlaubt, dabei dürfen aber keine Nationalflaggen gehisst und Nationalhymnen gespielt werden. Die Zukunft der Auswahl hängt davon ab, ob sie sich zumindest theoretisch für eine WM oder EM qualifizieren kann. „Wenn es keine Qualifikationsspiele gibt, kommt die Hälfte der Spieler bestimmt nicht mehr“, sagt der frühere Hertha-Profi Fanol Perdedaj. Albert Bunjaki, Trainer des Kosovo, ist zuversichtlich, dass sein Land ab 2016 an der Qualifikation zur WM 2018 teilnehmen wird. „Das NOK des Kosovo wurde ja schon anerkannt. Auch internationale Sportverbände haben das schon getan“, sagte Bunjaki.

Für die Union-Profis, die bei ihrem Verein aktuell keine Stammspieler sind, ist die Zeit mit dem Team Kosovo willkommene Abwechslung. „Mal weg aus Berlin zu sein ist zum Abschalten auch gut. Die Stimmung ist ganz anders. Wir hören in der Kabine albanische Musik“, sagte Valmir Sulejmani. „Bei Union ist es schon echt familiär, aber in der Nationalelf des kleinen Kosovo ist der Zusammenhalt vielleicht sogar noch enger.“ Alle Spieler verstehen Albanisch. Aber auch mit Deutsch, Englisch und Norwegisch käme man in der Kabine weiter, sagte Eroll Zejnullahu.

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