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Detailversessen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

© Brandon Malone/Reuters

Kostenobergrenze in der Formel 1: Zweifel hier, Hoffnung da

Die geplante Budgetbegrenzung in der Formel 1 soll wieder mehr Spannung bringen – selbst Ferrari und Mercedes scheinen zu Kompromissen bereit.

Bis jetzt ist er noch nicht offen ausgebrochen, der große verbale Krieg in der Formel 1. Doch nachdem der Veranstalter Liberty Media am Freitag in Bahrain die neuen Pläne für die Zukunft der Rennserie vorgestellt hat, ist klar: Es wird noch eine Menge Ärger geben. Mercedes und Ferrari gelten als große Reformgegner, während sich die kleineren Teams mit einer gerechteren Geldverteilung und etwas vereinfachten Motoren gut anfreunden können. „Das ist es doch, was alle wollen – dass jeder wieder gewinnen kann“, sagte etwa der Südtiroler Haas-Teamchef Günther Steiner.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene folgte dagegen direkt nach dem großen Meeting in Bahrain Mercedes-Teamchef Toto Wolff in das Quartier der Silbernen, wo man sich zusammen mit Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda zur Krisensitzung traf. Die Einführung einer Kostenobergrenze von 150 Millionen Dollar pro Jahr pro Team – das ist weniger als die Hälfte dessen, was die Top-Teams heute ausgeben – bringt für die Großen natürlich erst einmal einige Probleme mit sich. Auch wenn die Gehälter für Fahrer und leitende Angestellte und die Ausgaben für das Marketing ausgenommen sind. Aber ohne drastische Personalkürzungen wird das nicht gehen. Bei Mercedes etwa kümmern sich heute mehr als 1200 Mitarbeiter um das Formel-1-Projekt. Deswegen sollen die Teams in zwei Etappen darauf hin arbeiten, sich in einem Zeitraum von zwei Jahren gesundzuschrumpfen. Externe Kontrolleure und drakonische Strafen sollen garantieren, dass Budget-Überschreitungen geahndet werden.

Auch das Geldverteilungssystem der Formel 1 soll verändert werden

„Es ist gut, dass wir jetzt wissen, wie sich Liberty und die Fia die Zukunft der Formel 1 vorstellen. Einige der Ideen sind notwendig, einige gut und einige sehr herausfordernd. Wir müssen sie erst im Detail verstehen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Wolff. Bis 2021sei es noch ein langer Weg, man werde mit Liberty darüber reden. „Dann können wir immer noch entscheiden, ob wir es mögen oder nicht.“ Im TV-Interview mit einem britischen Sender wurde er deutlicher. Die Zahl von 150 Millionen sei nicht realistisch, „aber vielleicht können wir durch Verhandlungen auf eine vernünftige Zahl kommen. Da gilt es einen Kompromiss zu finden.“ Aus Branchenkreisen drang durch, dass auch der Weltverband Fia das Konzept unterstütze, die wesentlichen Eckpunkte seien nicht verhandelbar, die Teams hätten dies zu akzeptieren – oder zu gehen. Konfrontationen sind also vorhersehbar, womöglich schon am 17. April, einem Dienstag, kurz nach dem Grand Prix in China, wenn sich die Strategiegruppe der Formel 1 trifft.

Auch das Geldverteilungssystem der Formel 1, das bisher die Großen und Erfolgreichen deutlich begünstigte, soll verändert werden. Nach den Plänen von Liberty sollen alle Teams so viel Geld bekommen, dass sie nur noch 30 Millionen Dollar Sponsorgeld finden müssen, um die Budgetobergrenze zu erreichen. Privilegien gibt es aber weiterhin – für die Motorenhersteller (Ferrari, Mercedes, Renault, Honda) insgesamt und für Ferrari im besonderen: Den Italienern, deren Chef Sergio Marchionne immer wieder mal mit dem Ausstieg gedroht hatte, kam Liberty mit einem Kompromiss entgegen. Ferrari kassiert nach diesem Konzept als Team mit der größten Historie und als Motorenhersteller doppelt und dürfte auf einen Bonus von rund 50 Millionen Dollar kommen.

Auf der technischen Seite konzentriert sich vieles auf das zukünftige Motorenformat. Die Motoren werden einfacher, lauter, kraftvoller. Den Herstellern soll ermöglicht werden, möglichst einzigartige, aber dennoch kostengünstigere Triebwerke zu bauen. Ziel ist es auch, neue Teilnehmer – etwa Porsche, Lamborghini oder Aston Martin – anzulocken. Der Schweizer Ex-GP-Pilot und langjährige TV-Experte Marc Surer glaubt, dass das Konzept funktionieren könnte: „Das ist der richtige Weg, der hier eingeschlagen werden soll. Denn allen musste klar sein – so konnte es finanziell in der Formel 1 nicht weitergehen.“

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