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Sport: Kraft für den Alltag

Werder Bremen will den Schwung aus dem Barcelona-Spiel nutzen

Es war kurz vor Mitternacht, als Frank Rijkaard nach Ruhe verlangte. Der Trainer des FC Barcelona erspähte am Ende des langen Tunnels im Bauch des Weserstadions einen Mauervorsprung. Ein überdachter Winkel im Freien, ideal für Rijkaards abruptes Verlangen. Mal eben hinsetzen und eine Zigarette rauchen. Der erleichterte Trainer des Star-Ensembles allein mit seinem Glimmstängel, um nach diesem hochklassigen Champions-League-Spiel mit dem glücklichen, weil späten Ausgleich für den Titelverteidiger durchzupusten: Ein größeres Kompliment hätte es für Werder Bremen kaum geben können. „Wir müssen mit dem 1:1 zufrieden sein“, hatte Rijkaard zuvor gesagt, „es ist keine einfache Gruppe.“

Und doch hat es sich in Gruppe A nach zwei Spieltagen so gefügt, wie es auch am Ende aussehen könnte: Chelsea und Barca, laut Werder-Sportchef Klaus Allofs „die besten Vereinsmannschaften der Welt“, vorn, dahinter Werder vor dem nächsten Gegner Lewski Sofia. „Bei allem Ehrgeiz: Wenn am Ende der dritte Platz herausspringt und wir im Uefa-Cup spielen, kann man auch zufrieden sein“, sagte Allofs. Trainer Thomas Schaaf fand nach der rasanten Auseinandersetzung, in der Werder durch Puyols Eigentor in Führung gegangen war, nur lobende Worte. „Es ist ein Unentschieden, das uns Kraft gibt.“ Erst in der 89. Minute hatte Lionel Messi das 1:1 erzielt.

Dass Ronaldinho zum „man of the match“ gekürt wurde, empfand Schaaf als Hohn. „Wir hatten Ronaldinho und Co. unter Kontrolle: Ich hätte elf Spieler auf unserer Seite anzubieten gehabt.“ Etwa Naldo, Diego, Frank Baumann oder Überraschungsgast Per Mertesacker. Dessen erster Einsatz nach seiner Fersenoperation traf selbst Teamkollegen „wie ein Blitz aus heiterem Himmel“ (Torwart Tim Wiese) – erst am Spieltag wurde der Entschluss gefällt.

Dass Mertesacker im Verbund mit Naldo das Abwehrproblem lösen dürfte, dafür ist der erste Beweis gebracht. Mertesacker möchte nun „all die positiven Dinge festigen“. Die neue erste Elf, in der mit Naldo und Diego nur zwei Ausländer waren, trat so geschlossen auf wie nie zuvor in der bisher von Misserfolgen geprägten Saison. „Wir haben uns endlich als Mannschaft präsentiert“, sagte Miroslav Klose. Allerdings schwoll Mertesackers Fuß wieder an. Schaaf telefonierte mit Bundestrainer Joachim Löw und bat ihn, den Bremer Verteidiger nicht für das Testspiel gegen Georgien am 7. Oktober zu nominieren. Löw ging darauf ein. Und dann gab es noch eine schlechte Nachricht für Schaaf und Löw: Tim Borowski zog sich eine Außenbandverletzung im Knie zu. Ihm droht eine mehrwöchige Pause.

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