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Sport: Kraftlose Schläge

Nach vielen Erfolgen verliert Grönefeld den Turnierauftakt in Filderstadt

Das erste Turnier in Filderstadt fand 1978 statt. Beim ersten Treffen der Tennisspielerinnen in der Nähe von Stuttgart gewann damals Tracy Austin. In Filderstadt ist das Turnier immer noch ein wenig kleinstädtisch organisiert. Die Spielstätte liegt am Weilerhau. Das heißt so, weil hier einst Wildschweine an der Tennishalle vorbei hasteten.

1978 war Anna-Lena Grönefeld noch gar nicht geboren. Sie kam am 4. Juni 1985 in Nordhorn zur Welt. Nun muss die 20-Jährige den Umstand verkraften, „das neue deutsche Fräuleinwunder“ genannt zu werden. Denn Grönefeld ist erstmals in ihrer Karriere unter die Top 20 der Weltrangliste gerutscht. Das gab es im deutschen Frauentennis schon lange nicht mehr. Deshalb ist eine Art Begeisterung ausgebrochen, besonders im kleinstädtischen Filderstadt. Darüber freuten sich die Turnierveranstalter allerdings nur bis zum Mittwochabend. Da schied Grönefeld nach zwei verlorenen Sätzen mit 3:6 und 2:6 in der ersten Runde des mit 650 000 Dollar dotierten Turniers gegen die Russin Nadja Petrowa aus.

Grönefelds Leistungen in den vergangenen Monaten haben sie offenbar viel Kraft gekostet. Schon im ersten Satz konnte sie sich nicht so konzentrieren wie bei ihrem Viertelfinalsieg über Petrowa vor kurzem in Luxemburg. „Ich will einmal zu den Top 10 gehören“, hatte sie noch vor zwei Tagen gesagt. „Ich habe viel gelernt in den vergangenen Monaten. Ich bin eine andere Spielerin, habe mich mental, spielerisch und körperlich verbessert.“ Am Mittwoch war davon allerdings wenig zu sehen.

Grönefeld musste einsehen, dass sie viele kleine Schritte benötigt, um sich ihren großen Zielen zu nähern. Sie habe das Gefühl, stetig nach oben geklettert zu sein, sagte die Verliererin. Aber es gehe bei ihr eben nicht „von null auf hundert“. Zuletzt habe sie viel Selbstvertrauen getankt, dass sie nun gut gebrauchen könne, sagte Grönefeld. „Ich muss den Kopf nicht hängen lassen, denn Petrowa hat auf sehr hohem Niveau gespielt.“

Es war erst der zweite Auftritt von Anna-Lena Grönefeld in Filderstadt am Weilerhau. Und es wird definitiv auch der letzte sein. Denn der Grand Prix wird im kommenden Jahr von den Fildern nach unten in die Stadt nach Stuttgart umziehen. Die Porsche AG hat bereits die Namensrechte an der neuen Ballsport-Arena erworben, die zwischen Schleyerhalle und Daimlerstadion entsteht. Der Aufsichtsrat des Unternehmens sowie die Gemeinderäte der Stadt müssen noch zustimmen, das allerdings gilt nur noch als Formsache. Zehn Millionen Euro lässt sich die Firma den Namen der Arena kosten. Grönefeld wollte zu diesen Veränderungen am Mittwoch nichts sagen. Sie hatte nach der Niederlage andere Sorgen.

Die Tennisspielerin, die in Filderstadt als Fräuleinwunder antreten sollte, dann aber schnell wieder abtreten musste, hat große sportliche Ziele. Sie will zum Beispiel endlich einmal ein Turnier gewinnen. Das ist ihr in ihrer Karriere noch nicht gelungen. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr, wenn das Turnier aus Filderstadt runter in die Stadt nach Stuttgart umgezogen ist.

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