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Sport: Kraftvoll aus der Kaserne

Die Bayern schlagen den BVB 4:1 und machen den ersten Schritt aus der Krise

München. In der Vergangenheit war der Schlusspfiff bei Aufeinandertreffen von Bayern München und Borussia Dortmund stets das Startsignal zu heftig ausgetragenen Streitereien gewesen – mit dem Adrenalinausstoß eines durchschnittlichen Fallschirm-Formationsfluges bei Windstärke neun. Gestern herrschte harmonische Ruhe zwischen den Kontrahenten, zu eindeutig war die Angelegenheit im Olympiastadion.

Nach den unruhigen letzten Tagen dominierten die Bayern die prominente westfälische Jugendsportgruppe beim 4:1 ohne Probleme und verkürzten den Rückstand zur Tabellenspitze auf sechs Punkte. „Wir brauchen hier heute nicht groß diskutieren“, sagte Dortmunds Trainer Matthias Sammer ob des einseitigen Spiels, wandte den Kopf Richtung Ottmar Hitzfeld und beschied: „Herzlichen Glückwunsch“.

Die Bayern begannen, als hätte ihnen die zweitägige Zwangsinternierung in der Trainingskaserne zu Rottach-Egern gereicht, um den Gegenentwurf zum Verlegenheitsfußball der letzten Wochen neu zu entdecken. Schon in den ersten sieben Minuten hätten sie für einen komfortablen Ruhepuls ihrer zuletzt arg genervten Führungsriege sorgen können. Zunächst drosch Michael Ballack einen Freistoß an den Pfosten, wenig später verfehlte Roy Makaay knapp per Außenrist, ehe Roque Santa Cruz per Kopf die Latte traf. Ohne längere Ruhepausen hielten die Münchner den Rhythmus ihrer Angriffe bei, und nachdem Sebastian Deisler einen Distanzschuss ebenfalls an die Latte gejagt hatte, besorgte Ballack die überfällige Führung. Er verlängerte eine scharf nach innen gezogenen Freistoß Deislers ins Tor.

In die einseitige Geschichte des Spiels passte, dass der Dortmunder Amateur Markus Brzenska bei seinem Profi-Debüt Minuten vor der Pause die Gelb-Rote Karte sah und der Münchner Offensive somit zusätzliche Freiräume bescherte. Die Münchner Defensivkräfte, denen Hitzfeld bei anhaltenden Leistungsschwankungen neue Kollegen angedroht hatte, wirkten weniger souverän. Stefan Reuter gewährten sie einen gefährlichen Volleyschuss; Ewerthon und Lars Ricken verweigerten Kovac, Kuffour & Co. bei deren Ausgleichschancen eine persönliche Betreuung. Kurz nach dem Wechsel hatte dann Bixente Lizarazu die Orientierung verloren. Der Franzose ließ eine Flanke auf Jan Koller abtropfen, der zum Ausgleich einschob. „Ich hätte es mal interessant gefunden, was passiert wäre, wenn wir das 1:1 länger gehalten hätten“, sagte Sammer, doch dieses Interesse teilten die Bayern nicht.

Schon im Gegenzug reparierten die Münchner den Ergebnisunfall. Willy Sagnol drückte eine Deisler-Flanke zur erneuten Führung ins Netz. „Es war wichtig, dass uns schnell das 2:1 gelungen ist“, sagte Hitzfeld. Obwohl sich die dezimierten Borussen in der Folge immer wieder aus der Münchner Umklammerung zu lösen bemühten, behielt der FC Bayern die Handlungsvollmacht im Mittelfeld. Hasan Salihamidzic töte jede Spannung, als er eine von Kuffour verlängerte Ecke zur Entscheidung nutzte. In der Nachspielzeit staubte Claudio Pizarro zum Endstand ab.

Die Bayern gaben sich zurückhaltend. „Es war erst der erste Schritt“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Jens Jeremies befand: „Dortmund war heute kein Maßstab.“ Widerrede gab es diesmal nicht.

Daniel Pontzen

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