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Ruhe in Wembley. Zumindest im Stadion wird es heute keine Zweikämpfe geben. Foto: dpa

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Krawalle in London: Länderspiel England - Holland abgesagt

Weil die Polizei die Sicherheit nicht gewährleisten kann, wird das Fußball-Länderspiel in Wembley zwischen England und Holland abgesagt. Und die Sorgen greifen auch auf die Olympischen Spiele über.

Das Timing hätte aus Sicht der Gastgeber kaum schlechter sein können. London brennt – ausgerechnet jetzt, da dass Internationale Olympische Komitee (IOC) in der Stadt ist, um den Stand der Vorbereitungen für London 2012 zu begutachten. Mehrere Testwettbewerbe sollen diese Woche stattfinden, darunter ein Beach-Volleyball- Turnier in der Nähe vom Sitz des Premierministers in der Downing Street. Doch die Sicherheitslage war so bedrohlich, dass das Fußball-Länderspiel zwischen England und den Niederlanden, das Mittwochabend im Wembley-Stadion stattfinden sollte, ebenso abgesagt wurde wie das Spiel Ghana gegen Nigeria im Londoner Vorort Watford. Auch der Strandvolleyball im Regierungsviertel stand auf der Kippe. Doch das Londoner Olympia-Organisationskomitee Locog hielt an dem Test fest: Man wollte „business as usual“ demonstrieren.

Schon im Laufe des Montagabends, als Gruppen von vermummten Randalierern in mehreren Vororten wüteten, während die völlig überforderte Polizei mitunter tatenlos zuschaute, waren große Befürchtungen hinsichtlich Olympia aufgekommen. „Wir vertrauen darauf, dass die britischen Behörden ihre Aufgabe gut erfüllen werden“, teilte das IOC in einer Stellungnahme mit. „Es wäre völlig falsch, sich verrückt zu machen“, sagte Michael Vesper, der deutsche Chef de Mission, der Nachrichtenagentur dpa. Er habe in seinem Londoner Hotel von den Ausschreitungen „nichts mitbekommen“.

Obwohl sich laut Locog an dem ursprünglichen Sicherheitskonzept der Spiele nichts ändern soll und ein Sprecher der British Olympic Association (BOA) beschwichtigte („Wir sind sicher, dass alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden“), werfen die beängstigenden Bilder doch unangenehme Zweifel auf – erst recht nach der Absage der Fußballspiele.

Die Polizei könne angesichts der dramatischen Lage in der Hauptstadt „die Sicherheit der Fans und Spieler in Wembley nicht gewährleisten“, sagte Fußballverbandschef David Bernstein am Dienstagmittag, alle Kräfte seien derzeit gebunden. Die von Einsparungen, Umstrukturierungen und dem Rücktritt von Scotland- Yard-Chef Paul Stephenson im Zuge der Murdoch-Affäre demoralisierte Behörde musste am Dienstag Verstärkungen aus dem Umland anfordern, um 16 000 Mann zu mobilisieren. Laut Jon Coates, dem Präsident des australischen Olympischen Komitees, sollen während der Spiele „9000 Polizisten pro Tag“ allein die Athleten und Stadien schützen. Sollte es während des sportlichen Großereignisses im nächsten Jahr zu ähnlichen Krawallen in den unterprivilegierten Vororten kommen, würde die Londoner Polizei vermutlich abermals vor größere Probleme gestellt.

Entscheidend wird nun sein, ob die Polizei in den nächsten Tagen Herr der Lage wird oder die Randale weitergehen. Am Samstag beginnt die Premier-League-Saison, der Image-Schaden nach weiteren Spielabsagen wäre für die Metropole an der Themse verheerend. „Wir wollen die Welt in weniger als einem Jahr willkommen heißen, aber die Welt will momentan nicht kommen“, sorgte sich die Marathonläuferin Paula Radcliff via Twitter.

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