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Sport: Krise? Welche Krise?

In Lautern lief und läuft alles nach Plan – behauptet der frühere Boss Friedrich

Kaiserslautern. Seit Samstagabend haben die Menschen in der Pfalz ein Problem: Sie wissen nicht mehr, welchem Prediger sie glauben sollen. Viele haben ihren Augen und Ohren nicht getraut, als der frühere Chef des 1. FC Kaiserslautern, Jürgen Friedrich, die wirtschaftliche Situation des Klubs beschrieb. Und man kann nur hoffen, dass alle Wirtschaftsprüfer von Price Waterhouse, die Ermittler der Finanzämter in Kaiserslautern und Mainz und die Staatsanwälte aus Zweibrücken besonders gut zugehört haben. Demnach verplempern sie nämlich nur Zeit und Steuergelder bei all ihren Recherchen zur drohenden Insolvenz des Traditionsklubs. Das sei doch eine Investition in die Zukunft gewesen, hatte nämlich Friedrich im „Aktuellen Sportstudio“ gesagt, und er sei sicher, dass der Verein die 40 Millionen Euro Schulden bezahlen werde, und empfinde die Vorwürfe an seine Adresse als ungerecht.

Der Transfer des international längst aussortierten Regisseurs Sforza sei sehr vernünftig gewesen, 6,9 Millionen Euro für den Schweizer sehr moderat. Dass man im Winter 1999 dem damals nur schwer vermittelbaren Mario Basler die Rückkehr mit einem Fünf-Millionen-Darlehen schmackhaft gemacht habe – „ganz normal". Genauso wie die Überweisungen auf die Konten diverser Agenturen, die sich die Persönlichkeitsrechte von fast einem Dutzend beim FCK beschäftigter Profis stattlich bezahlen ließen – und für die die Finanzbehörden nun 12,9 Millionen Euro Lohnsteuer nachfordern.

Selbst der für die Einladung Friedrichs ins „Aktuelle Sportstudio" zuständige Redakteur hatte Angst vor dem Risiko gehabt, „dass man dem Mann eine solche Bühne gibt“. Aber vielleicht war dies wirklich das letzte Mal, dass sich der gelernte Boutiquenbesitzer als typisches Opfer der Branche darstellen konnte. „Was war Dummheit, was war Naivität?", fragt René C. Jäggi, der neue Vorstandsvorsitzende. Und irgendwann wird die Frage auftauchen, ob hier nicht kriminell gewirtschaftet wurde. Aber ohne Hilfe von außen, das sagt Jäggi klar, geht jetzt gar nichts mehr.

Auch die Schiedsrichter helfen dem angeschlagenen Verein auf ihre Art, jedenfalls haben viele Experten diesen Eindruck. Vor einer Woche wurde dem Schalker Agali ein reguläres Tor abgesprochen – umgekehrt wurde der Ausgleichstreffer Harry Kochs trotz Abseitsstellung Kloses für gültig erklärt. Diesmal durfte Klose gegen Borussia Mönchengladbach einen Strafstoß zum 2:0-Endstand schießen – ein Geschenk. Denn zuvor hatte es kein Foul im Strafraum gegeben. Stattdessen war Lauterns Teber über seine eigenen Beine gestolpert.

Martin Hägele

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