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Für Franz Beckenbauer läuft es nicht mehr so rund.

© dpa

Kritik an DFB-Führung: Franz Beckenbauer kommt an seine Grenze

Mit Sprüchen wie "Ja, wo samma denn?" versucht Franz Beckenbauer immer wieder, von seinen Fehltritten abzulenken. Doch das funktioniert nicht mehr. Ein Kommentar.

Von Johannes Nedo

Die Kunst des Ablenkens und Zerstreuens beherrscht Franz Beckenbauer perfekt. Wenn seine Bayern mal schlecht spielten, hat er einfach einen Spruch rausgehauen, etwa: „Das ist nicht Fußball, das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft.“ Und schon redeten alle über Beckenbauers tollen Spruch und nicht mehr über die schlechten Bayern. Ähnlich war es bei seinen privaten Fehltritten. Da witzelte er: „Die Wurzeln der Beckenbauers liegen in Franken. Das waren lustige Familien, alles uneheliche Kinder. Wir sind dabei geblieben.“ Und prompt sagten alle: Mei, der Franz. So ist er halt. Super Spruch. Schwamm drüber.
Jetzt hat es der 70-Jährige wieder mit dieser Taktik versucht. Wegen der Affäre um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 lastet erheblicher Druck auf ihm. Seine Unterschrift soll unter einer Vereinbarung mit dem ehemaligen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner stehen, die dem Mann aus Trinidad und Tobago einige Leistungen versprach.
Beckenbauer könnte also viel dazu beitragen, alles aufzuklären. Und in der „Süddeutschen Zeitung“ hat er sich nun auch dazu geäußert, aber wieder mit einem Ablenkungsmanöver. Er kritisiert die Interimspräsidenten des DFB, Reinhard Rauball und Rainer Koch, sie hätten auf ein schriftliches Gesprächsangebot von ihm nicht geantwortet, sondern sich nur im Fernsehen geäußert. Dazu haut er wieder seine Sprüche raus: „Ja, wo samma denn?“ Und: „Wenn man sich so lange kennt. Was ist denn das für ein Niveau?“

Natürlich sind auch das super Sprüche. Man kann sich sofort bildhaft vorstellen, wie Beckenbauer sich im breiten Bayrisch echauffiert. Doch dieser Zerstreuungsversuch zündet nicht mehr so wie seine früheren. Sein Glanz schwindet. Die Öffentlichkeit erwartet von ihm, dass er ehrlich aussagt – und zwar vor den Freshfields-Anwälten, denen er in seiner ersten Anhörung offensichtlich nicht alles erzählt hat. Seine Kritik ist vollkommen nichtig. Wenn ihm ein Gespräch mit Rauball und Koch so wichtig wäre, könnte er sie ja auch einfach anrufen. Beckenbauer kennt sie ja auch so lange, dass er ihre Telefonnummern hat. Zudem zeigt seine Bitte nach einem Sechs-Augen-Gespräch: Er hängt noch immer in der alten Funktionärswelt fest. Will am liebsten alles still im Hinterzimmer regeln. So wie früher. Doch diese Zeiten sind vorbei, das müsste Beckenbauer jetzt auch langsam lernen.

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