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KSC: Badische Ungeduld

Vom Karlsruher SC erwarten die Fans viel – zu viel?

Was hat sich verbessert?

Eindeutig die Qualität der Mannschaft. Verstärkungen wie Alexander Iaschwili, Tamas Hajnal, Christian Timm und Andreas Görlitz hätte dem KSC bei nur 13 Millionen Euro Etat kaum einer zugetraut. Schwachpunkt bleibt das marode Stadion und die schwierige finanzielle Situation. Der alte Wildpark- fasst zwischen 29 700 und 31 800 Zuschauer – je nachdem, wie hoch das Risiko eingestuft wird. Überall locken WM- taugliche Stadien, in Karlsruhe steht eine Ruine zur Verfügung. Die Gästeteams müssen ohne Entmüdungsbecken auskommen. Es existiert zwar, wurde aber acht Jahre lang nicht mehr benutzt und ist deshalb nicht mehr zu gebrauchen.

Wer sind die Stars? Maik Franz und Mario Eggimann, die „Chefs“ aus alten Zweitligatagen, führen wieder das Kommando. Iaschwili könnte einer für die erste Reihe werden, wenn er es schafft, Tore zu erzielen und mit seinen Dribblings für Furore zu sorgen. Görlitz sucht nach einem Weg aus seiner langen Verletzungsmisere und will über kurz oder lang wieder zurück zu Bayern München. Christian Timm gehört eher zu den leisen Profis und ist keiner, der eine Führungsrolle anstrebt. Torwart Markus Miller hat eine Sonderstellung, muss diese aber unter Erstligabedingungen bestätigen.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Im Grunde fast unerschütterlich. Ohne Ede Becker gäbe es keinen KSC in der Bundesliga. In einem immer noch unruhigen Umfeld hat es Becker geschafft, den Klub auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören. „Es wird wieder über Fußball gesprochen“, sagte Becker. Das gab es in Baden lange nicht mehr. Störendes ist zumindest in den Hintergrund getreten, aber immer noch vorhanden.

Welche Taktik ist zu erwarten? Trainer Becker machen die vielen Gegentore aus Zweitliga-Tagen Sorgen. Er will deshalb mit nur einem Stürmer ein 4-2-3-1-System spielen und nur, wenn es passt, mit zwei Angreifern agieren.

Wer hat das Sagen im Verein? Trainer Becker ist mittlerweile eine Institution. Präsident Hubert Raase und Manager Rolf Dohmen halten jedoch die Macht in der Hand. Becker ist kaum in der Lage noch willens, einen Machtkampf anzuzetteln, sollte er einmal am Pranger stehen. Raase und Dohmen aber haben sich im Stadion- Streit mit der Stadt Karlsruhe mehr als ungeschickt verhalten und holten sich eine blutige Nase, als sie versuchten, den Rechtehändler Michael Kölmel auszubooten, der den KSC einst mit 15 Millionen Mark vor dem Aus rettete und dafür Anteile an Marketing- und TV-Einnahmen bekam.

Wie ist die Stimmung im Stadion? Die Erwartung ist erstaunlich hoch für einen Aufsteiger. Das mag an den teilweise spielerisch ansehnlichen Leistungen des KSC liegen, der lange die Zweite Liga fast nach Belieben beherrschte. Wie lange das Publikum Geduld hat, wenn keine Siege gelingen, ist schwer vorauszusagen. Es ist aber mit fundierter badischer Ungeduld zu rechnen.

Welche Platzierung ist möglich? Der KSC kann die Klasse halten und im besten Fall Zwölfter werden, womit alle mehr als zufrieden wären.Morgen: VfL Wolfsburg

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