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© dpa

Kubanische Nationalmannschaft: Keine Fluchtgefahr

Die Trainer Reinhold Fanz und Lutz Pfannenstiel wollen Kubas Fußballer zur WM 2010 führen.

Berlin - Lutz Pfannenstiel ist für seine exotischen Ausflüge bekannt. Der gebürtige Niederbayer hält den Weltrekord im Kontinente-Hopping, als einziger Fußballer der Welt stand er bereits auf jedem der fünf Kontinente unter Vertrag. An seiner letzten Station in Brasilien, die ihm diesen Titel einbrachte, hielt es ihn allerdings nur drei Monate, nun handelt der 35-jährige Pfannenstiel gerade einen neuen Vertrag in Norwegen aus. Zusätzlich assistiert der Torwart seit einigen Wochen seinem deutschen Kollegen Reinhold Fanz als Trainer der kubanischen Nationalmannschaft.

„Er hat mich gefragt und ich habe sofort zugesagt“, sagt Pfannenstiel. Für Reinhold Fanz ist es allerdings der erste Job in der Ferne und seine erste Station als Nationaltrainer. Der 54-Jährige übernahm die Kubaner auf Empfehlung von Hans-Robert Viol, Präsident des Oberligisten Bonner SC, den Fanz bis 2006 trainierte. Zuvor hatte er unter anderem Hannover 96 in die Zweite Bundesliga geführt. Die ganz großen Erfolge blieben Fanz jedoch sowohl als Spieler als auch als Trainer verwehrt. Nun soll der Mannheimer Kuba zur ersten Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft seit 1938 führen. In der Qualifikation zur WM 2006 scheiterten die Kubaner nur ganz knapp durch das schlechtere Torverhältnis an Costa Rica, dem späteren Auftaktgegner Deutschlands bei der WM.

Deswegen setzt man in Kuba nun auf das Fußball-Know-how des deutschen Duos Fanz/Pfannenstiel. Das hohe Ziel wird allerdings nicht einfach zu erreichen sein, zumal den Kubanern in der Qualifikation nicht nur Guatemala und Trinidad und Tobago zugelost wurden, sondern auch der politische Feind USA. Diese brisante Partie, die am 6. September in Havanna stattfinden wird, bereitet Fanz aber kaum Sorgen: „Ich glaube nicht, dass das politisch instrumentalisiert wird“, sagt er. „Aber ich denke, dass Regierungschef Raul Castro ins Stadion kommen wird.“ Pfannenstiel rechnet eher mit Unterstützung von Seiten der Regierung: „Die merken auch, dass die Mannschaft tatsächlich eine Chance hat, sich zu qualifizieren. Und dass kleine Länder so etwas schaffen können, hat doch zum Beispiel die Qualifikation von Trinidad und Tobago 2006 gezeigt.“ Die Konkurrenz sei zwar hart, aber zumindest im karibischen Raum seien die Kubaner „momentan die beste Mannschaft“.

Das sportliche Abschneiden in der Vorbereitung bestätigt diese Einschätzung bislang aber nicht unbedingt. Hochmotiviert ins neue Amt gestartet, musste Fanz bereits einige Niederlagen einstecken. Gegen den FC St. Pauli (0:7) und den SV Wehen Wiesbaden (0:3) gab es klare Niederlagen. „Die Fußballer in Kuba bringen hervorragende Voraussetzungen mit“, sagt Fanz, „Aber viele Spieler sind jung und unerfahren. Sie haben Potenzial. Aber das Spiel gegen St. Pauli hat zum Beispiel gezeigt, dass sie teilweise noch zu verspielt sind.“ Fanz ist mit den Kubanern noch bis zum 15. August in Deutschland unterwegs.

Dass einige Spieler die Zeit außerhalb des kommunistischen Landes zur Flucht nutzen könnten, befürchtet Fanz allerdings nicht. „Die Jungs wollen sich für die WM qualifizieren, da geht keiner stiften“, vermutet er. Die Erfahrung aus dem ersten Trainigslager, das im Mai ebenfalls in Deutschland stattfand, gibt ihm zumindest bislang recht. Auf Kuba selbst halten sich die deutschen Trainer selten auf, Lutz Pfannenstiel war bislang erst ein einziges Mal dort. Reinhard Fanz reist gelegentlich nach Kuba, bevorzugt aber auch das Training in Deutschland. Pfannenstiel beklagt vor allem, dass die Spieler nicht in die starken europäischen Ligen wechseln dürfen. Selbst innerhalb Kubas sind Vereinswechsel kaum möglich. „Meist bleiben die Spieler bei dem Verein, bei dem sie ihre Karriere auch begonnen haben. Das hemmt die Entwicklung der einzelnen Spieler.“

Und natürlich ist das schwer zu verstehen für einen, der bei 27 Vereinen auf allen fünf Kontinenten gespielt hat.

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