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Sport: Kühle Grüße an den „Playboy“

Maria Riesch wird als neuer Skistar vermarktet – doch sie lässt nicht alles mit sich machen

Berlin - Die Frau hat lange, blonde Haare, sie lächelt in die Kamera, sie liegt in einer Badewanne, die Hände vor der Brust. Sie ist nackt, jedenfalls suggerieren die paar Zentimeter Haut unterhalb der Schultern, die zu sehen sind, dass Anni Friesinger nackt ist. Die Illusion steigert die Wirkung. Die Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Friesinger macht gerne solche Fotos, sie steigern ihren Marktwert. Maria Riesch hat sich diese Fotos angeschaut. Sie hat dabei das Gesicht verzogen. „Das ist schon grenzwertig“, sagt sie. Solche Fotos macht sie nicht. Natürlich, sie hätte die Chance dazu, sie hätte sich sogar noch freizügiger präsentieren können. Der „Playboy“ hat angefragt. Aber die Ski-Rennläuferin Riesch, Gesamtweltcup-Dritte der vergangenen Saison, hat kühl geantwortet: „Nein, unter keinen Umständen.“

Sie tritt inzwischen als PR-Profi auf, das schon. Aber sie ist zu wenig glatt und kalkulierend, um bloß auf den bestmöglichen Effekt zu achten. Nacktfotos, das ist die Grenze. Außerdem schadet ihr das „Nein“ auch gar nicht. Keine Konkurrentin profitiert davon. Es gibt derzeit keine Konkurrenz für Maria Riesch, Abiturientin, 20 Jahre alt, Allrounderin aus Garmisch-Partenkirchen. Sie allein besetzt derzeit eine der gefragtesten Rollen im deutschen Sport. „Der alpine Ski-Sport in Deutschland benötigte dringend ein neues Gesicht“, sagt Ralf Scheitenberger, ein Marketingexperte, der die Langläuferin Evi Sachenbacher managt. Es tauchte auf: das Gesicht der Maria Riesch. „Red Bull“ hat sie für drei Jahre unter Vertrag genommen, „Milka“ hatte angefragt, Rieschs Ausrüster hätte gerne einen Zehn-Jahres-Vertrag mit ihr abgeschlossen, sie macht Foto-Shootings, gibt Interviews und taucht in Hamburg bei einer Automesse auf.

„Manchmal“, sagt sie, „wird das schon stressig.“ Aber Maria Riesch spielt gut mit, sie lässt sich als dieses neue Gesicht gerne vermarkten. „Solche Foto-Shootings und Interviews in guten Zeitschriften sind wichtig für meine Positionierung in der Öffentlichkeit“, sagt sie. Oder: „Ich genieße es, dass sich die Leute für mich interessieren.“ Gerade ist ein Videospiel für Skirennen auf den Mark gekommen. Riesch ist neben Martina Ertl und Felix Neureuther auf dem Cover, RTL hilft bei der Vermarktung. Dass der Sender gerade bei der Vierschanzentournee das Spiel in Werbeclips gut präsentiert, registriert die 20-Jährige zufrieden.

Den Red-Bull-Vertrag und die Termine für die Foto-Shootings hat ihr Hans Höser vermittelt, ihr neuer Manager. Und dass sie Höser gewählt hat, zeigt zugleich, dass Maria Riesch sich nicht völlig vereinnahmen lässt von dieser Welt der Marketing-Konzepte und PR-Sprüche. Höser hat eine eher kleine Agentur in München, er betreut unter anderem die Schauspielerin Senta Berger. Zu ihm kam Riesch, als sie zu misstrauisch geworden war. Acht Manager wollten sie unter Vertrag nehmen, die ersten Adressen der Branche waren darunter. „Jeder erzählt dir das Blaue vom Himmel runter“, sagt sie. Nach jedem Besuch wurde sie zurückhaltender. Dann erfuhr sie zufällig, dass einer von ihnen mindestens eine Klientin mehr unter Vertrag hat, als er zugegeben hatte. Nun hatte Maria Riesch genug von den ganzen großen Experten. Christian Neureuther, die Ski-Legende aus Garmisch-Partenkirchen, gab ihr den Tipp mit Höser. „Er war mir sofort sympathisch“, sagt Riesch. „Und ich kann den Vertrag problemlos kündigen, wenn mir etwas nicht gefällt. Diese Klausel hätten nur wenige andere eingebaut. Und er macht nicht den Eindruck, dass er mit mir bloß verdienen will.“ Er informiere sie auch gut.

Höser sagte zum Beispiel der „Zeit“: „Bei den Frauen sehe ich niemand, für die sich der Aufwand einer echten Vermarktung lohnen würde. Auch bei Maria ist er im Moment noch zu hoch. Aber sie hat das Potenzial.“ Seine Klientin hat keine Probleme mit solchen Sätzen. „Ich weiß, wie schnell ich wieder unten stehen kann.“ Sie bewegt sich in einem Umfeld, das ihr immer wieder Grenzen aufzeigt. Der deutsche Cheftrainer Wolfgang Maier redet auffällig offen über ihre Schwächen. Er gab auch zu, dass er damit seine Athletin vor zu großen Erwartungen schützen will.

Aber die wirkt ohnehin nicht so abgehoben, als dass sie extrem tief fallen könnte. „Durch Garmisch kann ich problemlos laufen. Da sprechen mich kaum fremde Menschen an. Und das ist auch ganz gut so.“ Es klingt nicht so, als würde der Mensch Riesch mit der PR-Figur Riesch verschmelzen. Aber die PR-Figur würde gleich zusagen, wenn eine andere Branche als die Abteilung Herrenmagazine anriefe. „Modefotos“, sagt Maria Riesch, „würde ich sofort machen.“

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