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Zur Schonung seines operierten Knies warf David Storl in Karlsruhe nur aus dem Stütz.

© dpa

Kugelstoßer David Storl feiert starkes Comeback: Aus dem Stand zum Titel

Welt- und Europameister David Storl hat sich eindrucksvoll aus seiner Verletzungspause zurückgemeldet und fährt als großer Favorit zur Hallen-EM nach Prag.

Als auch die zweite Prüfung in dieser Woche bestanden war, sagte David Storl mit stolzer Stimme: „Ich habe gut abgeschnitten. Das war in Ordnung und mein Anspruch.“ Der Welt- und Europameister meinte das Ergebnis seines mündlichen Examens bei der Bundespolizei, aber die Aussage hätte 156 Tage nach seiner Knie-Operation auch bestens zum Comeback als Kugelstoßer gepasst. Einen Tag nach seiner Ernennung zum Polizeimeister beförderte Storl die Kugel in Karlsruhe auf 21,26 Meter und bewertete den Test in seinem Hauptberuf so: „Es war noch nicht so dynamisch wie gewohnt. Aber 21 Meter zu stoßen, ist erst mal nicht so schlecht. Nach einer so langen Wettkampfpause muss man erst mal wieder die Technik finden.“ Was sich nach Note zwei plus anhörte, war erstklassig. Mit seiner Siegerweite bei den deutschen Hallenmeisterschaften katapultierte sich Storl buchstäblich aus dem Stand an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste, weltweit hat in diesem Winter nur der US-Amerikaner Ryan Whiting (21,80) weiter gestoßen. Storl, der „als Vorsichtsmaßnahme“ immer noch Schmerzmittel nimmt und zur Schonung des operierten Knies auch nur aus dem Stütz stieß, fährt damit als großer Favorit zur Hallen-EM vom 5. bis 8. März in Prag. Am Samstag wurde er zum vierten Mal Deutscher Meister in der Halle.

"Habe David vor dem letzten Stoß daran erinnert, dass 21 Meter ausgemacht waren.“

Als Storl im sechsten Versuch die Kugel auf die Weltklasseweite wuchtete, fiel Trainer Sven Lang ein Stein vom Herzen. Denn damit hatte Storl auf den letzten Drücker auch den eigenen Anspruch bei der Praxisprüfung erfüllt und Lang einen drohenden Gewissenskonflikt erspart. 21 Meter hatten Trainer und Athlet nämlich als EM-Norm definiert, mit seinem zweitbesten Versuch aber war der 24-Jährige neun Zentimeter unter der Vorgabe geblieben. „Die Leistung rechtfertigt, dass er zur Hallen-EM fährt“, sagte Lang erleichtert. „Ich habe David vor dem letzten Stoß daran erinnert, dass 21 Meter ausgemacht waren.“ Storl hörte aufs Wort und will nun in zwei Wochen seiner Bestleistung von 21,88 Metern näher kommen. „Ich denke nicht, dass das schon das Ende der Fahnenstange war“, sagte der Sachse, der noch technische Defizite bemerkt hatte: „Insgesamt waren die Versuche etwas wackelig, ich bin zu oft auf rechts gekippt.“ Storl wirkte bei seiner Rückkehr in den Ring zudem ungewohnt nervös. „Ich war ein bisschen aufgeregt“, gab der 124-Kilo-Koloss zu, der seit November wieder trainiert, auf Kniebeugen und Sprünge aber vorsichtshalber noch verzichtet. Erst vor drei Wochen nahm er auch wieder eine Kugel in die Hand und intensivierte das Trainingspensum, was das Knie etwas krumm nahm. „Nach den Trainingsbelastungen ist es ein bisschen schlimmer geworden“, sagte Storl, es sei aber nichts Beunruhigendes.

Storls Ziele: WM-Titel verteidigen und 22-Meter-Marke knacken

Trainer Lang stellte fest: „Es fehlt ihm noch an Sicherheit und Stabilität. Das ist ein Zeichen, dass er noch mehr realisieren könnte. Ich bin recht optimistisch Richtung Sommer.“ Die Jahresziele müssen Trainer und Athlet nach dem erfolgreichen Comeback nicht neu definieren: Bei der WM im August in Peking soll Storl seinen Titel verteidigen, zudem soll er die 22-Meter-Marke knacken. Zumal Polizei- und Kugelstoßmeister Storl nach dem Ende seiner Ausbildung nach den eigenen Worten nun „das ganze Jahr Zeit zum Trainieren“ hat.

Reinhard Sogl

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