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Kraftprotz. Kugelstoßer David Storl hat sich mit seinem weiten Stoß eine Last genommen – und eine neue aufgebürdet: Er will seine Leistung jetzt bestätigen.

© dpa

Kugelstoßer David Storl schafft magische 22er-Marke: Der Stoß ins Unvermeidliche

Kugelstoß-Weltmeister David Storl triumphierte beim Diamond-League-Meeting in Lausanne. Sein Trainer glaubt, Storl habe damit eine "mentale Grenze" durchbrochen und sei jetzt bereit für weitere Großtaten.

Lausanne - Das pyrotechnische Schauspiel am Himmel über dem Genfer See als passender Abschluss eines Diamond-League-Meetings nahm David Storl noch mit, dann aber suchte der Kugelstoßer alsbald die Nachtruhe. Um seinen großen Sieg beim 40. Athletissima in Lausanne am Donnerstagabend mit dem ersten Stoß über die magische 22er-Marke ausschweifend zu feiern, hatte der zweimalige Weltmeister zum einen keine Zeit, weil schon um sechs Uhr am Freitagmorgen in Genf sein Flug zurück nach Dresden ging. Zum anderen hatte Storl mit seinen 22,20 Metern ja nur im Wettkampf ein Leistungsniveau bestätigt, das er von sich aus dem Training kennt. „Irgendwann musste es ja passieren“, sagte der Sachse lapidar zu seinem Auftritt.

Wie Storl, der von einer „großen Erleichterung“ sprach, nahm auch dessen Trainer Sven Lang den offiziellen Vor-Stoß des 24-Jährigen in eine neue Dimension erfreut, aber mit bemerkenswerter Gelassenheit zur Kenntnis. „Das war überfällig. Ich weiß gar nicht, wie ich die 22 Meter von seiner Trainingsleistung her hätte verhindern können“, kommentierte der Coach aus Chemnitz den Kraftakt seines Zöglings.

Lang, der den Wettkampf zu Hause per Livestream im Internet verfolgt hatte, sprach aber von einer „gewissen Genugtuung“, dass sein Mann die 22 Meter endlich knackte. „Wenn eine Schallmauer fällt, ist das immer gut, weil es dann nicht mehr heißt: Es hat wieder nicht ganz gereicht“, erklärte Lang und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass für David das Ergebnis etwas einigermaßen Besonderes ist.“ Schließlich habe Storl ja „eine mentale Grenze“ durchbrochen und einen auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft Ende August in Peking einen psychologisch bedeutsamen Sieg errungen: „Im Grunde genommen war es vom Teilnehmerfeld her ein WM-Finale.“

Storl hatte bei der Probe für den Saisonhöhepunkt wieder einmal Bärenkräfte und Nervenstärke gezeigt und die Vorgabe seines größten Konkurrenten Joe Kovacs gekontert, der in Durchgang zwei 21,71 Meter vorgelegt hatte. Der Weltjahresbeste, an dessen Weite aus dem Mai sich Storl bis auf 15 Zentimeter näherte, war Bester eines auf die Plätze verwiesenen US-Quartetts.

In der nationalen Rangliste liegen nur Ulf Timmermann mit seinen im Jahr 1988 erzielten 23,06 Metern sowie Udo Beyer mit einer Bestleistung von 22,64 Metern aus dem Jahr 1986 vor Storl.

Für den Polizeimeister geht es nun darum, dass „ich die Leistung bestätige. Das muss ich auch, wenn ich meine Saisonziele erreichen will“, erklärte Storl, der nach dem erfolgreichen Eintritt in den exklusiven Kreis der 22-Meter-Stoßer nun noch den Gesamtsieg in der Diamond League und den dritten WM-Titel auf der Agenda stehen hat.

Schon am Freitagnachmittag standen Coach und Kugelstoßer wieder auf dem Trainingsplatz in Chemnitz. Es galt, den von Lang ermittelten Durchschnitt der vergangenen fünf Wettkämpfe von 21,86 Metern zu stabilisieren und in Richtung WM möglichst noch zu steigern. In den kommenden Tagen geht es Stoß auf Stoß: Nach Lausanne folgt schon am kommenden Montag das Meeting in Biberach, am Freitag tritt er in Monaco an und zwei Tage später präsentiert sich Storl in Gotha. Der Mann ist also im Stress – im angenehmen Stress.

Reinhard Sogl

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