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Sport: Kulturgut oder Ware

Stefan Hermanns über die neue Stärke der Fernsehsender Es gibt gute und schlechte Nachrichten, und es gibt schlechte Nachrichten, die einem für gut verkauft werden. Am Dienstagabend beim Freundschaftsspiel zwischen Hertha BSC und dem türkischen Erstligisten Trabzonspor hat Markus Höhner, der Moderator des Deutschen SportFernsehens DSF, die Zuschauer mit der guten Nachricht in die Halbzeit geschickt, dass die Unterbrechung diesmal nur sieben und nicht wie üblich fünfzehn Minuten daure.

Stefan Hermanns über die neue

Stärke der Fernsehsender

Es gibt gute und schlechte Nachrichten, und es gibt schlechte Nachrichten, die einem für gut verkauft werden. Am Dienstagabend beim Freundschaftsspiel zwischen Hertha BSC und dem türkischen Erstligisten Trabzonspor hat Markus Höhner, der Moderator des Deutschen SportFernsehens DSF, die Zuschauer mit der guten Nachricht in die Halbzeit geschickt, dass die Unterbrechung diesmal nur sieben und nicht wie üblich fünfzehn Minuten daure. Die schlechte Nachricht dahinter: Das DSF hatte die zeitversetzte Übertragung zuvor bereits zweimal unterbrochen, um Werbung zu senden.

Für den Fußball-Fan kommt das einem Kulturbruch gleich. Er sieht das Spiel als Ganzes, das nur einmal unterbrochen werden darf, damit die Mannschaften die Seiten wechseln können. In Wirklichkeit aber ist der Einbruch der Werbung ins laufende Spiel nur die Fortschreibung einer Entwicklung, deren Ende nicht abzusehen ist.

Die Fernsehsender haben die Grenzen immer mehr verschoben, sie haben stets getestet, wie weit sie gehen können, und sie werden dies – im Rahmen des für den Zuschauer gerade noch Erträglichen – auch künftig tun. Das hat einen einfachen Grund: Fernsehanstalten sind keine Wohlfahrtsunternehmen, sie zeigen Fußball nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie damit Geld verdienen wollen. Für sie ist Fußball kein Kulturgut; Fußball ist eine Ware.

Bisher haben die Sender bei der Vermarktung dieser Ware meistens draufgezahlt. Schon deshalb ist es legitim, dass sie nach neuen Finanzierungsmethoden fahnden. Es kommt nicht darauf an, dass diese Methoden dem Publikum gefallen; es kommt darauf an, dass das Publikum sie erträgt. Und je größer die Finanznot bei den Vereinen ist, desto größer wird deren Bereitschaft werden, sich auf Regelungen einzulassen, die vor Jahren noch undenkbar waren. Die Gewichte haben sich verschoben. Früher konnten die Vereine die Preise und die Vertragsbedingungen fast nach Belieben diktieren. Jetzt sind sie froh, wenn überhaupt jemand zahlt.

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