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Sport: Kuranyi, Kuranyi, Kuranyi

Nach fast 600 Minuten ohne Torerfolg erzielt der Nationalstürmer beim 3:0 des VfB Stuttgart gegen Schalke alle Treffer

Es gibt neben einem klaren Ergebnis ein paar eindrucksvolle Möglichkeiten, dem Gegner zu zeigen, dass er geschlagen ist. Beim 3:0 des VfB Stuttgart über Schalke 04 griff Matthias Sammer darauf zurück. Fast genüsslich pfiff der Stuttgarter Trainer einen Spieler nach dem anderen herbei, den das Publikum lange nicht mehr auf dem Platz gesehen hatte. Am Ende der Wechselarie, die den lange verletzten Philipp Lahm, Ersatzmann Horst Heldt und Marco Streller zurück auf den Bundesligarasen trug, schritt der Held vom Platz.Kevin Kuranyi hob die Arme, bewegte sie zum Gruß nach rechts und links als wolle er das Publikum zur Schunkelrunde auffordern.

In dieser 88. Minute war alles vorbei. Schon lange vorbei. Ralf Rangnick, der Schalker Trainer, saß mit versteinertem Gesicht auf seiner Bank und ergab sich seinem Schicksal. Kuranyis drittes Tor vor 45 000 Zuschauern lag bereits eine halbe Stunde zurück. Mit dem Sieg und den drei Toren von Kevin Kuranyi verkürzte der Dritte VfB den Abstand zum Zweiten Schalke aufzwei Zähler.

Ralf Rangnick wird in diesen einsamen Minuten darüber nachgedacht haben, warum sich niemand in seiner Mannschaft aufraffen konnte und sich gegen die Demontage stemmte. Denn nichts anderes war die Niederlage der Schalker. „Der VfB musste nicht einmal viel dafür tun“, klagte Rangnick. Er habe noch nie so viele Spieler so nervös erlebt wie heute. Vor allem Marcelo Bordon habe heute keine Souveränität, sondern Nervosität ausgestrahlt. Ausgerechnet der Brasilianer, der aus Stuttgart nach Gelsenkirchen gewechselt war, um Deutscher Meister zu werden.

Den ersten schweren Fehler beging Bordon in Minute 16: Tiffert passte den Ball von rechts flach nach innen. Beim Klärungsversuch stolperte Bordon, fiel fast aufs Spielgerät, und der Ball landete am Fünfmeterraum vor Kuranyis Füßen. Nach fast 600 Minuten ohne Erfolgserlebnis in der Liga ließ sich der Nationalstürmer diese Chance nicht entgehen.Die Schalker wiederum ließen sich zunächst nicht aus der Ruhe bringen. Gerald Asamoah scheiterte an Timo Hildebrand, kurz darauf holte Aliaksandr Hleb den Ball für den geschlagenen Stuttgarter Torhüter nach einem Alleingang von Ailton von der Linie. „Diese zwei Großchancen haben wir leider ausgelassen“, sagte Rangnick.

Der VfB Stuttgart ging effektiver zu Werke. Kurz nach dem Seitenwechsel flankte wiederum Tiffert, und wieder traf Kuranyi, dieses Mal mit dem Kopf. Spätestens jetzt war Schalke geschlagen. „So wie wir uns heute, vor allem in der zweiten Halbzeit präsentiert haben, brauchen wir über die Deutsche Meisterschaft nicht zu reden. Wir müssen viel mehr schauen, dass wir den direkten Platz für die Champions League verteidigen“, sagte Rangnick. In Minute 63 war es wieder Bordon, der gegen seinen alten Kollegen das Nachsehen hatte. Kevin Kuranyi hatte das Spiel endgültig entschieden. „Ich habe eine schwere Zeit hinter mir“, sagte er. „Ich bin froh, dass so viele zu mir gehalten haben. Meine Familie, meine Manager, mein Trainer und Gott.“

Als schließlich Schalkes Spielmacher Lincoln gegen Silvio Meissner wiederholt mit einem Foulspiel auffiel, zog Schiedsrichter Stark die Gelb-Rote Karte. „Danach hatten wir sowieso keine Chance mehr, das Spiel zu drehen“, sagte Rangnick. „Vielleicht war es die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, die Bordon so nervös gemacht hat.“ Der hatte schon in der Nacht vor dem Spiel über Schweißausbrüche und allzu unruhigen Schlaf geklagt.

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