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Sport: Kurze Verbannung

Schalkes Lincoln fehlt gegen Sevilla nur eine Halbzeit

Am späten Abend hatte Mirko Slomka Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Der Trainer des FC Schalke 04 hob gerade an, das 0:0 gegen den FC Sevilla zu erläutern, da schnitt ihm eine Stimme aus dem Hintergrund das Wort ab: „Achtung, Feueralarm! Bitte verlassen Sie umgehend die Halle. Den Anweisungen des Personals ist Folge zu leisten. Bitte bewahren Sie Ruhe!“ Slomka tat so, als wollte er aufstehen und gehen, wie die Stimme es befohlen hatte. Doch dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl und wartete geduldig, bis der technische Defekt behoben war, der den falschen Alarm hervorgerufen hatte. Feuer unterm Dach bei Schalke – diese Metapher brannte sich in den Köpfen ein. Wie gut sie doch zur aktuellen Lage des Revierklubs passt, der im Halbfinalhinspiel des Uefa-Cups nur ein fragiles Fundament für das Weiterkommen gelegt hat.

Der Ausgang dieser Partie dürfte noch Slomkas geringste Sorge sein. Das torlose Unentschieden biete durchaus vielversprechende Perspektiven für das Rückspiel, sagt der Fußballlehrer. Es gibt aber einen Brandherd, dessen Ausmaß nicht leicht abzuschätzen ist. Er liegt im Zentrum der dünn besetzten Kreativabteilung. Deren Leiter, der brasilianische Stratege Lincoln, war von Slomka aus der Startelf genommen worden, obwohl er sich gerade im Europapokal mit insgesamt sechs Toren und sechs Vorlagen von seiner besten Seite gezeigt hatte. Lincoln hatte zuletzt lustlos gewirkt. Seine Verbannung dauerte 45 Minuten. Nach einer ideenlosen ersten Hälfte wechselte der Trainer ihn gegen Sevilla für den auf der Spielmacherposition nur läuferisch überzeugenden Hamit Altintop ein. Mit Lincoln wurde an diesem Abend für Schalke manches besser, aber nicht alles gut.

Im Ergebnis hat der Denkzettel für Lincoln den notorischen Unentschiedenspielern aus Schalke nichts genützt. So wertete Slomka den nur in Umrissen erkennbaren Aufschwung vor allem pädagogisch als Erfolg: „Vielleicht hat Lincoln gerade deshalb so stark gespielt, weil er nicht von Anfang an dabei war.“ Künftig wird der 27 Jahre alte Brasilianer wieder der Startelf angehören – schon mangels anderer geeigneter Kandidaten. Aber wie lange noch? Angeblich ist der FC Bayern München daran interessiert, ihn zu verpflichten. Schalke ringt sich ein Dementi ab, das alles offen lässt. „Lincoln ist für uns ein äußerst wertvoller Spieler, wir haben kein Interesse, ihn zu verkaufen“, sagt Teammanager Andreas Müller. „Aber kein Spieler der Welt ist unverkäuflich.“

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