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Sport: Lachen gegen die Kälte

Der verletzte Ralf Schumacher besucht BMW-Williams – doch die Distanz zu seinem Team bleibt spürbar

Ralf Schumacher blickte in die Runde und grinste. „Muss ich denn erst einen Unfall haben, damit so viele Leute kommen?", fragte er dann. Tatsächlich – so viele Journalisten und Kameraleute, die am Samstagmittag vor und im Motorhome von BMW-Williams standen, drängen sich normalerweise nur bei einem anderen Schumacher – Michael Schumacher, dem sechsmaligen Formel-1-Weltmeister. Und der fährt nicht für BMW-Williams wie sein Bruder Ralf, sondern für Ferrari. Aber jetzt ist Ralf Schumacher kurzzeitig der interessante der Schumacher-Brüder. Auch wenn er nicht fährt beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim (Sonntag, 14 Uhr, live in RTL und Premiere). Aber es ist Ralf Schumachers erster offizieller Auftritt in der Formel 1 nach seinem schweren Unfall vor fünf Wochen beim Großen Preis der USA in Indianapolis. Im Hintergrund wachte Schumachers Manager Willi Weber. Wirklich gefragt war Weber nur einmal – als die Frage aufkam, ob es denn nun eine Klage gegen die Klinik in den USA geben werde, die Ralf Schumachers Wirbelbrüche angeblich nicht erkannt hatte. Da blickte der Formel-1-Pilot zu seinem Manager, sah, dass Weber etwas signalisierte, dann sagte er eindeutig: „Nein.“

Viel wichtiger, sagte Schumacher dann, ist die Zukunft. „Wenn es nach mir geht, möchte ich in drei Wochen in Ungarn wieder im Auto sitzen. Im Prinzip geht es mir schon wieder recht gut, auch wenn ich die eine oder andere Bewegung noch nicht wieder richtig machen kann.“ Was haben ihm denn die Ärzte in Bad Nauheim gesagt bei der letzten Untersuchung? „Das ist doch streng vertraulich“, erwiderte Schumacher mit gespielter Empörung. – „Aber wir sind doch unter uns.“ Schumacher muss grinsen. „Okay, der Gag war gar nicht schlecht.“ Also, wie sieht es aus? „Die entscheidende Frage ist, ob die Wirbel bis zum Rennen in Ungarn wieder so verheilt sind, dass sie absolut stabil sind. Die Schmerzen sind nicht das Problem. Schmerzen kann man aushalten. Aber Wirbel sind nun mal Knochen, also dauert der Heilungsprozess eben seine Zeit. Leider auch bei mir.“ Eine endgültige Untersuchung in zwei Wochen soll Klarheit schaffen.

Bedenken, dass es ähnliche Probleme geben könnte wie im vergangenen Jahr in Monza, als er zehn Tage nach seinem schweren Testunfall wieder ins Cockpit stieg und dann doch wegen der Folgen des Unfalls aufgeben musste, hat Ralf Schumacher nicht. „Damals war der Knackpunkt die Gehirnerschütterung. Aber mit dem Kopf sollte ich nun kein Problem mehr haben.“ Die Vermutungen, dass es einem Teil des Williams-Teams gar nicht so recht sein könnte, wenn er so früh wieder zurückkäme, weil er nicht bloß Freunde im Team hat, ließ Schumacher nicht gelten: „Ich glaube, dem Team wäre es lieber gewesen, wenn ich sogar schon hier wieder gefahren wäre. Auch wenn ich betonen möchte, dass die Testfahrer Gené und Pizzonia einen guten Job gemacht haben beziehungsweise noch machen. Aber zwischen dem Rennteam und mir ist doch vieles halt eingespielter als mit ihnen.“

Die innere Entfremdung von BMW-Williams nach sechs Jahren Zusammenarbeit, zumindest von gewissen Teammitgliedern, die drückt sich bei Schumacher eher in Kleinigkeiten aus. Der Pilot wunderte sich zum Beispiel über die Frage von BMW-Williams, ob er denn wirklich wieder der Alte würde. Bei seinem neuen Arbeitgeber, Toyota, hätte es eine solche Bemerkung nicht gegeben. „Das ist dort einfach ein bisschen anders.“ Er selbst hatte nie Zweifel, dass es richtig sei zurück zu kommen: „Das war ein Unfall, wie er nun mal passieren kann, nur halt ein bisschen härter.“

Schumacher war am Samstag schon relativ früh an die Strecke gekommen. Zu Beginn des freien Trainings hatte er in der BMW-Williams-Box gestanden. „Ich bin vor allem gekommen, um Spekulationen zu beenden und auch, um mal wieder beim Team zu sein. Aber nach dem Qualifying haue ich dann gleich wieder ab, da ist ja sowieso das Interessanteste vorbei.“ Das Rennen selbst wird er sich zu Hause in Salzburg anschauen, „auf der Couch im Wohnzimmer und dabei meinem Bruder die Daumen drücken“. Von BMW-Williams sagte er nichts mehr. Von Toyota allerdings auch nicht.

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