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Sport: Lachen und siegen

Schalkes Erfolg kann sich niemand so recht erklären

Mike Büskens gab sich sichtlich Mühe, seine Emotionen zu verdrängen und mit ernstem Gesichtsausdruck einen Ausblick auf die kommenden Wochen zu wagen. „Wir haben einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze geschlagen und befinden uns auf einem guten Weg, das Saisonziel des Klubs zu erreichen“, sagte der Interimstrainer des FC Schalke 04. Büskens Optimismus schien berechtigt, sein Team hatte den Hamburger SV mit 1:0 geschlagen und es liegt punktgleich mit dem Tabellenzweiten Werder Bremen. Kevin Kuranyi hatte den Siegtreffer in der zweiten Minute erzielt.

„Es ist doch egal, was Youri und ich mit der Mannschaft machen. Wir sind keine Heilsbringer, dieses Urteil steht uns auch nicht zu“, sagte Büskens und setzte dabei den Gesichtsausdruck eines Schuljungen auf, der für eine gute Klassenarbeit gelobt wird, obwohl er bei seinem Sitznachbarn abgeschrieben hatte. Wie groß der Einfluss von Mike Büskens und seinem Assistenten Youri Mulder an den beiden Erfolgen ihrer Amtszeit ist, dürfte sich schwer messen lassen. Bemerkenswert ist, wie auffällig sich beide zurücknehmen und versuchen, möglichst wenig Aufsehen um ihr befristetes Dasein in der exponierten Rolle des Cheftrainers zu machen. „Man kann nach zwei gewonnenen Spielen nicht sagen, das alles passt. Das war kein gutes Spiel. Es gibt vieles zu verbessern“, sagte Youri Mulder. Die spielerische Leistung der Schalker bot keinen Anlass für eine neue Euphorie. Auch das junge Trainerduo ist offenkundig überfordert damit, mehr Kreativität bei den Akteuren entwickeln zu können.

Zwar hatte der HSV mehr Ballbesitz, doch die Schalker Defensive ließ kaum einmal eine Möglichkeit zu. Und da auch die Westfalen keinen ernst zu nehmenden Torschuss mehr zustande brachten, neutralisierten sich beide Teams bis an den Rand der Langeweile. „Gegen so eine gute und kompakte Mannschaft ist es sehr schwer, einen Treffer zu erzielen“, sagte Stevens später. Sechs Spiele ist der HSV ohne Sieg, seit vier Partien ohne eigenen Treffer. Aufgrund dieser Fakten hatte Stevens wenig Spaß daran, sich näher mit seinen ehemaligen Spielern Büskens/Mulder zu unterhalten. Bis auf eine kurze Begrüßung hatte es Stevens die Sprache verschlagen. Den Holländer plagen andere Probleme. Zum einen sorgt er sich um den Gesundheitszustand seiner kranken Frau („Es gibt wichtigeres als Fußball“). Zum anderen verspielt sein Team von Woche zu Woche mehr die Chance auf Teilnahme an der Champions League. Dass in Hamburg weniger die Platzierung des Teams das Interesse der Öffentlichkeit bestimmt, sondern vielmehr die sich seit Monaten hinaus zögernde Bekanntgabe der Nachfolge auf dem Trainerposten, darauf hat Stevens keinen Einfluss. „Wir haben weiter das Ziel Europa vor Augen“, sagte HSV-Vorstand Bernd Hoffmann.

Die Schalker dagegen haben die Frustrationen der letzten Monate innerhalb von vierzehn Tagen über Bord werfen können. Albert Streit etwa, dem in vier Partien drei Torvorlagen gelangen. „Was die Trainer anders gemacht haben, ist schwer zu sagen. Aber wir haben sehr viel gelacht im Training“, sagte Streit.

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