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Schneider

© dpa

Länderspiel: "Ein schrecklich nettes Debakel"

Trotz der 0:3-Niederlage gegen die deutsche Nationalelf überwiegen in Österreich am Tag danach die positiven Stimmen. Immerhin habe man sich nicht blamiert, heißt es allenthalben.

Für Österreichs gebeutelte Fußballer war das 0:3 gegen Deutschland schon wieder ein herber Tiefschlag, doch danach sah man beim EM-Gastgeber nur zufriedene Gesichter. "Das Ergebnis ist eine Katastrophe. Aber es war eines der besten Spiele in den letzten Jahren. Ich bin glücklich, dass die Jungs den Deutschen gezeigt haben, dass man in Österreich Fußball spielen kann", sagte der frühere Bundesliga-Profi und heutige Co-Trainer Andreas Herzog. Auch die mit ihren Kickern sonst kritische Presse der Alpenrepublik beurteilte die Pleite überraschend positiv. "Ein schrecklich nettes Debakel", titelte "Der Standard". Und die "Kleine Zeitung" schrieb: "Trotzdem hat's Spaß gemacht. In diesem Untergang liegt Hoffnung."

50 unerwartet starke Minuten reichten, um die vier Monate vor dem EM-Start in Österreich herrschende fußballerische Endzeitstimmung zu vertreiben. "Wir haben verloren und wissen nicht warum. Aber wir wissen, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben", sagte Kapitän Andreas Ivanschitz. Josef Hickersberger zeigte sich zwar zerknirscht über das klare Resultat, doch der Nationaltrainer hob nach dem kuriosen Fußball-Abend ebenfalls die positiven Aspekte hervor. "Wir müssen nicht in Ehrfurcht erstarren vor der deutschen Mannschaft", sagte der 59-Jährige mit Blick auf das bei der EM am 16. Juni ebenfalls im Wiener Ernst-Happel-Stadion anstehende Vorrunden-Duell.

Hickersberger setzt auf Jugend

Die zuletzt lähmende Angst vor einem Debakel beim Heimturnier ist in Österreich jedenfalls vorerst verschwunden. "Ein heiterer Abend mit düsterem Ende. Kampfstark, mutig und begeisternd: Österreich verliert gegen Deutschland, gewinnt aber Herzen und Hoffnung", schreibt der "Kurier". Einzig ihre mangelhafte Chancenverwertung ärgerte die Alpenkicker. "Die nackten Zahlen sind frustrierend", sagte Hickersberger. Von einem Sturmproblem wollte aber trotz der von den emsigen, aber glücklosen Spitzen Martin Harnik und Roland Linz vergebenen Möglichkeiten niemand sprechen. "Von der Leistung her kann man keinem Spieler einen Vorwurf machen", sagte Herzog.

Toni Polster, Doppeltorschütze beim letzten Sieg gegen Deutschland (4:1) vor fast 22 Jahren, fordert derweil, über Angriffs-Alternativen zu den jungen Linz (26 Jahre) und Harnik (20) nachzudenken. Mögliche Kandidaten mit mehr Routine wie Mario Haas (33) und Ivica Vastic (38) wurden von Hickersberger nicht berücksichtigt. Der Trainer verteidigt seinen Jugendstil und verweist dabei auf das erfolgreiche Konzept von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor der Heim-WM 2006. "Deutschland hat einen Generationenumbruch eingeleitet. Jetzt haben sie eine starke Mannschaft und gehören zu den EM-Favoriten", sagte der ÖFB-Coach, der laut österreichischen Medienberichten schon jetzt Otto Rehhagel als seinen Nachfolger für die Zeit nach der EM vorgeschlagen haben soll. (jvo/dpa)

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