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Mario Gomez

© Foto. dpa

Länderspiel: Plötzlich auf dem Berg

Mario Gomez ist in kürzester Zeit von einer Randfigur zum Hoffnungsträger des deutschen Teams geworden. Vor gut einem Jahr debütierte der in der deutschen Nationalelf gegen die Schweiz.

Ein wenig wunderte Mario Gomez sich schon, warum gerade er ausgesucht worden war, um etwas über den EM-Spot der deutschen Nationalmannschaft zu erzählen. Schließlich stand er beim Dreh vor gut sechs Wochen irgendwo am Rand. In Bergsteiger-Outfits zeigten die Nationalspieler symbolisch, wie sie mit Teamgeist und Vertrauen den Aufstieg zum Gipfel und das „Alpenabenteuer“ im Sommer erfolgreich meistern. Während verdiente Cracks wie Bernd Schneider, Jens Lehmann und vor allem Michael Ballack und Joachim Löw in vorderster Front zu sehen sind, „stand ich ja nur für zehn Sekunden links vom Berg“. Das erzählt Mario Gomez und macht dazu ein Gesicht, als ob es ihm ganz gut gefiel, so etwas im Abseits.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat der Sohn eines Spaniers und einer Schwäbin davon erzählt, wie er die WM 2006 verfolgt hat: beim Public Viewing in München unter tausenden Menschen, mit Freunden an der Seite und einer Perücke auf dem Kopf. Doch links vom Berg – das ist längst Geschichte. Man könnte auch sagen, der Berg hat sich verschoben unter die Füße Mario Gomez’. Denn in gewisser Weise hat der junge Mann die Regie seines persönlichen Aufstiegs längst nicht mehr selbst in der Hand. Der Stürmer des VfB Stuttgart ist von einem der zahlreichen Nationalmannschaftdebütanten der Ära Löw vielleicht zu dem großen Hoffnungsträger für die Europameisterschaft geworden. Mit 15 Toren in 19 Bundesligaspielen ist der 22-Jährige der beste deutsche Stürmer. Nicht mal Bayern Münchens italienischer Weltmeister Luca Toni (16 Tore in 23 Spielen) weist eine solche Quote auf. Ganz zu schweigen von Miroslav Klose, der wieder einmal auf der Suche nach seiner Form ist. „Marios Weg ist absolut imposant. Es ist beeindruckend, mit welcher Vehemenz er sein Ziel verfolgt und wie er dabei trotzdem so bescheiden bleibt“, sagt der Bundestrainer jetzt in Basel.

Im Allgemeinen hält Joachim Löw sich bekanntermaßen zurück, öffentlich über einzelne Spieler zu sprechen. Doch im speziellen Fall ist dem Bundestrainer anzumerken, wie froh er ist, einen in bestechender Form spielenden Angreifer im wichtigen Testspiel heute Abend gegen die Schweiz (20.45 Uhr, live im ZDF) einsetzen zu können. Und auch wenn Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff davon spricht, „im Sturm die wenigsten Sorgen“ zu haben, so dürfte der sportlichen Leitung nicht entgangen sein, wie sehr die Leistungen der restlichen echten Kandidaten, von Klose über Kevin Kuranyi bis hin zu Lukas Podolski schwanken. „Ich bewundere, wie Mario die Anforderungen wegsteckt und trotz der Probleme, die der VfB hatte, präsent war und Tore gemacht hat“, sagt Bierhoff. Dank der Tore von Gomez hat Stuttgart in den vergangenen Wochen den Anschluss an die bessere Bundesligagesellschaft wieder hergestellt.

Die Entwicklung von Gomez hin zu einem echten Schwergewicht in der stürmenden Branche ist auch den großen Klubs Europas nicht entgangen. Vor einem Jahr hatte Juventus Turin dem „Außerirdischen“, wie ihn sein Schweizer Mannschaftskollege vom VfB, Ludovic Magnin, bezeichnete, 20 Millionen Euro für einen Fünfjahresvertrag geboten. Gomez lehnte dankend ab und verlängerte seinen Vertrag bis 2012. „Es ist doch klar, dass mit jedem Tor die Begehrlichkeiten wachsen“, sagte unlängst der Stuttgarter Sportdirektor Horst Heldt. Dieser wolle nicht „so naiv sein“, zu glauben, dass „Mario ewig für den VfB spielt“. Der Umgarnte selbst bleibt noch in Deckung. „Es wird viel spekuliert, aber so weit ist es nicht. Ich will zur EM, dann sehen wir weiter“, sagt Gomez. Dass bei der EM viele Augen auf ihn gerichtet sein werden, glaubt nicht nur der ehemalige Stürmer Bierhoff: „Für Mario wird es ein wichtiges und interessantes Turnier.“

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