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Sport: Lässig die Punkte abgegeben

Nach dem 2:2 gegen Wolfsburg fordert Dortmunds Trainer Sammer mehr Eigenverantwortung

Dortmund. Es hat sich nichts geändert: Auch an diesem Spieltag stolperte Borussia Dortmund weiter mehr schlecht als recht durch die Bundesligasaison. Gegen den VfL Wolfsburg reichte es für den BVB vor 68 600 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion nur zu einem 2:2 (1:0), womit die Qualifikation für die Champions League als letztes verbliebenes Ziel weiter akut gefährdet ist.

Auffallend, mit welcher Lässigkeit die Dortmunder die Aufgabe gegen Wolfsburg angingen. Lars Ricken hatte die Gastgeber in Führung gebracht. Doch anstatt ihren Gegner weiter in Verlegenheit zu bringen, beschränkte sich der BVB darauf, das Ergebnis zu verwalten. So nahmen die Dortmunder fahrlässig in Kauf, den Vorsprung zu verspielen. Ein Umstand, der Trainer Matthias Sammer in Rage brachte: „Da geht es um Leben oder Sterben“, schimpfte der 35-Jährige, „da kann ich kein Spiel mit 60 Prozent betreiben und hinterhertraben.“

Torschütze Ricken scheint mit einer solch klaren Ansage wenig anfangen zu können. Selbstkritik ist dem Stürmer ganz offenkundig fremd. Er konstatierte lediglich, „dass auch 60 Prozent gereicht hätten, wenn wir unsere Torchancen genutzt hätten“. Der überaus erfahrene Kapitän Stefan Reuter hat schon eher ein Gespür für die fehlende Einstellung seiner Kollegen. Er vermisste die Zuordnung, „einiges hat überhaupt nicht gepasst“. Der Routinier wird vor allem die Phase der Arbeitsverweigerung in der zweiten Hälfte gemeint haben, als Pablo Thiam innerhalb von drei Minuten zwei Treffer gelangen. Am Ende gab es für die Dortmunder nur deshalb keine totale Pleite, weil Rosicky sich zu einem schönen Solo aufraffte und den Ball von der Strafraumgrenze in die kurze Ecke schoss.

Den Sieg haben die Dortmunder nicht mehr erzwungen und sich wieder mal Kritik ihres Trainers zugezogen. Der hatte schon im Lauf der Woche die mangelhafte Lebensweise einiger seiner Profis gerügt und gesagt, niemand dürfe sich über fehlende Kraftreserven wundern, der „abends um 18 Uhr mit Cola und Pommes rot-weiß auf dem Sofa liegt“. Stattdessen empfahl Sammer seinen müden Helden, sich zusätzlich körperlich zu ertüchtigen: „Wenn ich das Gefühl habe, keine 90 Minuten durchhalten zu können, kann ich abends um 18 Uhr wunderbar die Laufschuhe anziehen und 25 Minuten laufen gehen.“

Der ehrgeizige BVB-Trainer wirkt mehr und mehr genervt von der fehlenden Motivation seiner Mannschaft im Saisonendspurt. Sammer fordert in erster Linie, ihre Belange selbst in die Hand zu nehmen. „Ich kann nicht als Trainer alles vorgeben und dreimal täglich Training ansetzen. Wenn ich Profi mit Leib und Seele bin, muss mehr Eigenverantwortung kommen.“

Bereits heute können die Dortmunder Spieler beweisen, dass sie die Vorgaben ihres Trainers verstanden haben, und sich zum Joggen in den Park begeben. Denn zur Feier des Unentschiedens gegen Wolfsburg gab ihnen Sammer trainingsfrei. Am Montag um 16 Uhr beginnen die Dortmunder mit der Vorbereitung auf ihre nächste Begegnung. Dann heißt der Gegner Nürnberg. Wieder ein Heimspiel, wieder die Aufforderung, endlich mehr Engagement zu zeigen, endlich den Ernst der Lage zu erkennen. Ob es gegen den Fast-Absteiger besser läuft, erscheint fraglich. Die abermals schwache Vorstellung der Borussia bedachten die Fans nach dem Schlusspfiff mit einem Pfeifkonzert. Kapitän Reuter sagte: „Das ist sicher zu wenig. Jetzt bleibt es bis zum letzten Spieltag spannend.“

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