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Sport: Lästiges Loch

Der 1. FC Union braucht aus finanziellen Gründen den Erfolg im Pokal, will aber erst mal gegen Duisburg die Moral stärken

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Alles scheint wie immer. Die Spieler bereiten sich gewissenhaft vor, Trainer Iwan Tischanski versucht, die Köpfe seiner Profis freizubekommen von der jüngsten Niederlage beim Karlsruher SC (2:3) und zudem das Selbstvertrauen wieder aufzubauen nach einer Kette von fünf sieglosen Spielen. Keine Spur von Aufgeregtheit. Doch die Ruhe, die bei der Vorbereitung nach außen hin vermittelt wird, ist trügerisch. Beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union knistert es. Das Punktspiel morgen (19 Uhr, Stadion Alte Försterei) gegen den MSV Duisburg ist dabei nicht das primär Aufregende.

Viel mehr Bedeutung kommt dem Ereignis zu, das folgt. Schon am kommenden Dienstag tritt Union beim Regionalligisten SpVgg. Unterhaching an, in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Das Weiterkommen ist für Union Pflicht. Eine Niederlage in Münchens Vorort? Undenkbar, zumindest für Heiner Bertram. Der Union-Präsident sagt etwas gestelzt: „Das würde Konsequenzen haben im wirtschaftlichen Handeln unseres Vereins.“ Einschneidende Sparmaßnahmen wären die Folge. Denn die intensive Suche nach einem Großsponsor brachte bisher keinen Erfolg. „Wir brauchen einen Großen, einen, der mit einer Million kommt. Das ist Kärrnerarbeit“, hatte Bertram schon im Trainingslager vor der Saison in Schneverdingen gesagt und die Probleme vorausgesehen.

7,7 Millionen Euro hat der 1. FC Union in seinem Etat für diese Saison veranschlagt. In diesem Haushalt klafft eine große Lücke. Vor der Saison war mal die Rede von einem Defizit zwischen 350 000 und 600 000 Euro. Aktuell dürften die roten Zahlen eher im unteren Bereich dieser Spanne liegen. In der dritten Pokalrunde würde Union, so das Team in Unterhaching nicht stolpert, rund 300 000 Euro einnehmen. Reicht das, um die Lücke zu schließen? „Weitgehend“, sagt Bertram.

Um finanziell ein bisschen sorgenfreier in die Zukunft blicken zu können, setzt zumindest Bertram klare Prioritäten. „Am Freitag gegen Duisburg geht es darum, die Moral zu stärken. Aber gegen Unterhaching geht es um mehr: Um die Moral sicherlich auch, aber auch darum, unseren Ruf im DFB-Pokal wiederherzustellen – und natürlich auch um die wirtschaftliche Situation des Vereins.“

Als Union 2001 bis ins DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04 vorstürmte, sprangen für den Verein rund zwei Millionen Euro an Einnahmen heraus. Im folgenden Jahr musste sich Union schon mit weitaus weniger begnügen. Bereits in der dritten Runde war RW Oberhausen Endstation: Mit 1:2 verlor Union daheim das Spiel und dadurch eine Stange Geld, zumal in der nächsten Runde Bundesligist Schalke 04 in einer Neuauflage des Vorjahresfinales der Gegner gewesen wäre. „Oberhausen war damals richtig unangenehm“, sagt Bertram rückblickend, wies aber im gleichen Atemzug auch darauf hin, dass solche Niederlagen seinerzeit noch zu verkraften waren. „Da gab es ja noch keine Kirch-Krise. Jetzt könnte das unangenehmer werden.“ Kein Kirch mehr – und auch kein Michael Kölmel. Kölmel, ohne dessen Millionen der 1. FC Union gar nicht mehr auf der Fußball-Landkarte existieren würde, wurde, wie gestern im Wirtschaftsteil des Tagesspiegel berichtet, wegen Verdachts der Untreue und Insolvenzverschleppung im Zusammenhang mit seinem Unternehmen Kinowelt in München verhaftet. Seit Mitte 1998 hatte sich Kölmel finanziell stark bei Union engagiert, im Februar 2002 – Kölmel steckte längst selbst tief in wirtschaftlichen Schwierigkeiten – holte sich Union seine Eigenständigkeit zurück. Ein Darlehen über neun Millionen Euro stottert Union bei Kölmel jetzt ab. Mit 250 000 Euro pro Saison.

Wer sich angesichts Unions derzeitiger Finanzlage allzu sehr um den Verein sorgt, den kann Bertram erst mal beruhigen. „Wir haben die Dinge sehr fest im Griff“, sagt er. Ob das auch nach einem Ausscheiden im DFB-Pokal in Unterhaching noch gilt?

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