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Sport: Lange Reisen, andere Regeln

Die Eishockey-Liga NHL veranstaltet den World Cup nach ihren Maßstäben

Berlin - Dienstag Stockholm, Donnerstag Köln und 20 Stunden später Prag. Das ist der Reiseplan der deutschen Eishockey-Nationalspieler dieser Tage. Ein Programm, das für den mitteleuropäischen Mannschaftssportler unzumutbar klingt, muss das deutsche Team doch im Rahmen der Vorrunde des World Cups an drei verschiedenen Orten in vier Tagen drei Spiele absolvieren. Doch was in Europa nicht geht, ist in Nordamerika ganz normal. In der Profiliga NHL müssen die Teams in einer Woche Tausende von Flugkilometern zurücklegen.

Kein Wunder also, dass die NHL bei dem unter ihrer Regie veranstalteten World Cup mit ihren Maßstäben geplant hat. Es wird nach NHL-Regeln gespielt. Die Eisfläche ist 26 statt 30 Meter breit. Zudem gibt es das in Europa abgeschaffte Zwei-Linien-Abseits, und es wird nur unerlaubter Weitschuss gepfiffen, wenn die verteidigende Mannschaft zuerst am Puck ist. Bundestrainer Franz Reindl, dessen Team nur sechs NHL-Profis im Aufgebot hat und gestern in Schweden das erste Turnierspiel hatte (bei Redaktionsschluss noch Im Gange), sieht das Regelwerk aber nicht als Problem. „Da die Eisfläche enger ist, werden auch die Räume für unsere Verteidiger enger“, sagt er. „Das sollte uns entgegenkommen.“ Allerdings kommen den Deutschen auf dem Eis auch einige Stars aus Schweden, Finnland und Tschechien entgegen. Die zwei favorisierten Teams des World Cups tragen ihre Gruppenspiele in Nordamerika aus – wo auch Halbfinale und Finale stattfinden – und haben prominente Namen wie Mario Lemieux (Kanada) oder Brett Hull (USA) im Aufgebot.

Doch so sehr sich die NHL mit der Ausrichtung des World Cups auch feiert, der besten Eishockey-Liga droht Ungemach: Ein Ende des Streits zwischen Klubbesitzern und Spielergewerkschaft – es geht um Gehaltsbegrenzung und Rentenzahlungen für die Spieler – ist nicht in Sicht, der Saisonstart ist gefährdet. Jochen Hecht, Nationalspieler vom NHL-Klub Buffalo Sabres, sagt: „Der Spielerstreik wird zu 99 Prozent kommen.“ Sollte in der NHL gestreikt werden, würde Hecht für Mannheim in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auflaufen. Auch drei seiner in der NHL tätigen deutschen Kollegen haben vorgesorgt: Marco Sturm würde für Ingolstadt spielen, Christian Ehrhoff für Krefeld und Dennis Seidenberg für Köln. Nur Torwart Olaf Kölzig (Washington) hat keine Lust auf die DEL. „Wenn es zum Streik kommt, spiele ich nicht Eishockey, sondern mit meinen Kindern“, sagt Kölzig.

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