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Langehanenberg: Dressur-Silber trotz Reitfehler

Die Dressurreiterin Helen Langehanenberg hat bei der Europameisterschaft trotz eines Reitfehlers Platz zwei belegt. Nach dem ersten Schreck konnte sie wieder lachen.

Helen Langehanenberg ließ kurz den Zügel fallen und schlug vor lauter Ärger mit der linken Hand in die Luft. Kurz vor Ende ihres zweiten EM-Auftritts hatte sich die 31-Jährige schlicht verritten, wählte statt des geraden Weges die Diagonale und verpatzte damit am Freitag in Herning den Grand Prix Special. „Ich bin ärgerlich auf mich selber, dass ich mich verirrt habe“, klagte die Dressurreiterin. Trotzdem reichte es nach Team-Gold im ersten Einzel-Finale zu einer Silbermedaille.

Was sie in jenem Moment gedacht habe? „Das spreche ich lieber nicht aus“, sagte Langehanenberg, die bei den ersten Interviews immer wieder die Hände vor das Gesicht schlug. Mit tapferem Lächeln schob sie hinterher: „Ich bin halt auch nur ein Mensch. Das kann halt passieren. Es sollte nur nicht hier bei einer EM passieren.“

So gewann die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin im Sattel von Valegro mit 85,699 Prozentpunkten Gold. Dahinter kamen Langehanenberg und Damon Hill (84,330) auf Platz zwei vor Adelinde Cornelissen (Niederlande) mit Parzival (81,548).

„Ich bin trotzdem total zufrieden“, sagte die Reiterin eine Stunde später, kurz nach der Siegerehrung. „Es wäre vermessen zu sagen, wenn ich mit Silber nicht zufrieden wäre.“ Ob es ohne den Anfängerfehler zu mehr gereicht hätte, ist fraglich. „Ich glaube, das hätte nichts geändert“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Auch die Frage, warum es passiert ist, ließ sich nicht eindeutig klären. „Ich weiß es nicht“, versicherte Langehanenberg. „Ich habe den falschen Weg genommen“, erklärte sie ihren Anfängerfehler. Dabei reite sie „den Special ja nicht das erste Mal“.

Kurioserweise unterliefen auch der Siegerin und der entthronten Europameisterin Cornelissen in ihren Special-Prüfungen schwere Reitfehler. „Die drei Besten machen solche Fehler, das ist schon schräg“, kommentierte die Bundestrainerin. Und Langehanenberg, die am Sonntag in der Kür eine weitere Medaille gewinnen kann, ulkte: „Das ist echte Fairness, dass die beide das nachgemacht haben.“

Ohne Fehler und mit einer deutlichen Steigerung zeigte sich Kristina Sprehe, die mit Desperados (79,345) auf Rang fünf kam. Die Reiterin aus Dinklage hatte es am Vortag im Teamwettbewerb ungewollt spannend gemacht und ritt im Special deutlich verbessert. „Heute hat es richtig Spaß gemacht, das war gestern nicht so“, berichtete sie von ihrem Ritt mit Desperados. „Es war nicht so viel Druck da“, erklärte Sprehe, das sei im Teamwettbewerb anders gewesen.

Begeistert war die Trainerin auch von Fabienne Lütkemeier, die bei ihrer ersten EM einen starken Eindruck macht und mit D'Agostino (75,818) Neunte wurde. „Fabi ist spitze, das war ganz toll geritten“, sagte Theodorescu. Die Debütantin konnte es selber kaum fassen, dass sie bei ihrer ersten EM den Sprung in die Top Ten schaffte. „Das ist einfach klasse“, sagte Lütkemeier nach Platz neun: „Ich bin super zufrieden.“

Einen Absturz erlebte Isabell Werth, die mit Don Johnson (71,890) mit zu viel Risiko ritt und auf Platz 20 kam. „Das ist schade“, kommentierte die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt und schob gelassen hinterher: „Das ist kein Drama. Ich hatte heute nichts zu verlieren.“ Dass sie so die Kür am Sonntag verpasste, fand die Reiterin aus Rheinberg „nicht so schlimm“. (dpa)

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