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Sport: Langer Marsch auf St. Pauli

Am Millerntor beginnt der Stadionumbau

Hamburg - So langsam glauben auch die Fans des FC St. Pauli an das Unvorstellbare. Seit Jahrzehnten tauchen immer mal wieder mehr oder weniger durchdachte Pläne auf, ein neues Stadion am Hamburger Millerntor zu bauen. Passiert ist nie etwas. Das Stadion besitzt noch immer den Charme der Sechzigerjahre. Eine elektronische Anzeigentafel gibt es nicht. Die Ziffern werden per Hand an die Tafel gehängt. Jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung. Wenn die Hamburger Bürgerschaft, wie geplant, am 13. Dezember den 5,5-Millionen-Euro-Zuschuss zum Stadionbau bewilligt, werden am 19. Dezember die Bagger anrollen und damit beginnen, die Südtribüne abzureißen. Es ist der erste Schritt eines Langzeitprojekts. 32,3 Millionen Euro wird das neue Stadion kosten, das in vier Schritten gebaut wird. Zur Saison 2013/14 soll es fertig sein. Am Millerntor gehen die Uhren eben anders.

St. Pauli wäre nicht St. Pauli, wenn es nicht ein Stück Kult würdig verabschieden würde. Im Anschluss an das letzte Regionalliga-Heimspiel 2006, gegen den Wuppertaler SV (1:1), gab es am Freitagabend eine Abschiedsfete. Bengalische Lichter wurden entlang der Tribüne gezündet. Aus den Stadionlautsprechern erklang „You’ll never walk alone“. Die Fans stimmten in die Hymne ein und hielten ihre Schals in die Höhe. Am Zaun der 43 Jahre alten Tribüne hing ein Spruchband. Darauf abgebildet war eine Todesanzeige für die „Meckerecke“, einen Bereich der Südtribüne. „Jetzt kann nur noch der Wachtelkönig helfen“, lautete die Inschrift. Selbst die skeptischen Fans gehen nicht mehr davon aus, dass sich der Stadionbau noch verzögert. Es ist schließlich nicht sehr wahrscheinlich, dass sich ein Exemplar der bedrohten Vogelart auf der Südtribüne eingenistet hat und dadurch den Abriss verhindern könnte.

Die Zuschauerkapazität erhöht sich dann von 19 400 auf 27 000 Plätze. Es wird sogar 192 Logenplätze geben. Der Verein verspricht sich von der ersten, etwa zwölf Millionen Euro teuren Etappe des Ausbaus Mehreinnahmen. Sie sollen in die Mannschaft fließen, aber auch in die Finanzierung der weiteren Bauabschnitte, die für 2009, 2011 und 2013/ 2014 angesetzt sind. Alles wird neu am Millerntor – bis auf eine Ausnahme: Die Anzeigen-Tafel aus Holz wird den Fans erhalten bleiben.

Niklas Thomsen

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