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Langlauf: Eingelaufene Loipen

Heute startet die Tour de Ski – der junge Wettbewerb der Langläufer hat sich etabliert.

Eigentlich war es eine gute Idee des Internationalen Skiverbandes Fis. Vor und während der neuntägigen Tour de Ski sollten einige Langlauf-Stars ihre Gedanken und Erfahrungen niederschreiben und das Ganze als Blog auf der Internetseite www.tour-de-ski.com veröffentlichen. Nicht so gut war, dass der Verband dafür die schwedische Vorjahressiegerin Charlotte Kalla auserwählt hat. Obwohl die Tour de Ski noch nicht begonnen hat, sind ihre Blog-Einträge eigentlich abgeschlossen. Sie stammen vom 21. und 26. Dezember und tragen die Titel: „Zu Hause in Tärendö“ und „Krank zu Hause“.

Abgesehen von der Absage der Vorjahressiegerin stehen die Prognosen für die dritte Auflage der Tour de Ski günstig. Im Gegensatz zum Vorjahr melden die Veranstaltungsorte Oberhof, Prag, Nove Mesto und Val di Fiemme gute Schneebedingungen. Vom erstmaligen Start in Oberhof (am heutigen Samstag um 12 Uhr) erhoffen sich die Veranstalter auch eine Zuschauersteigerung, insgesamt wird an den sieben Veranstaltungstagen mit 90 000 Zuschauern an den Loipen gerechnet. „Die Tour hat sich durchgesetzt und wird akzeptiert“, sagt Bundestrainer Jochen Behle.

Für die Athleten ist es neben den Weltmeisterschaften im Februar der zweite Saisonhöhepunkt. Zumal Leistung bei der Tour de Ski besonders belohnt wird, neben 400 Weltcuppunkten erhalten die Gesamtsieger bei Männern und Frauen auch ein Preisgeld von 85 000 Euro. Insgesamt werden 600 000 Euro unter der internationalen Langlauf-Elite verteilt. Auch die Medien interessieren sich verstärkt für das zweite große Wintersportereignis in den Tagen des Jahreswechsels neben der Vierschanzentournee. Das Finale auf dem gefürchteten Schlussanstieg zum Alpe Cermis in Val di Fiemme werden zwölf Fernsehanstalten live übertragen.

Wieder wechseln sich bei der Tour de Ski Sprint- und Ausdauerwettbewerbe sowie klassische und Skating-Technik ab. „Ich denke, dass die Tour in diesem Jahr eher auf die Läufer zugeschnitten ist, die lieber in der klassischen Technik unterwegs sind“, sagt Behle. Um auch die Chancen für die Sprinter zu verbessern, gibt es weitere Zeitgutschriften für Zwischensprints. Bei den Männern sind es insgesamt 3:45 Minuten. „Diesen Bonussekunden kommen möglicherweise eine entscheidende Bedeutung zu“, sagt Behle. Der Verband möchte eine Situation wie im letzten Jahr vermeiden, als sich der Tscheche Lukas Bauer bei den Männern frühzeitig als Tourneesieger herausstellte. „Die Entscheidung soll möglichst erst auf dem Alpe Cermis fallen“, sagt Fis-Renndirektor Jürg Capol.

Bei den Männern stehen die Chancen dafür gut. In den ersten Rennen dieser Saison hat sich kein eindeutiger Favorit präsentiert, der Kreis der Titelanwärter umfasst den Schweizer Dario Cologna, die Italiener Giorgio di Centa und Pietro Piller Cottrer, den Schweden Anders Södergren und den Norweger Peter Northug. Klarer ist es bei den Frauen: Die Finninnen Virpi Kuitunen und Aino Kaisa Saarinnen dominierten bisher das Langlaufen, eventuell könnte auch die Norwegerin Marit Björgen auf der Ziellinie in Val di Fiemme die Skispitze vorn haben.

In den ersten beiden Ausgaben der Tour de Ski hatten auch deutsche Langläufer Erfolge gefeiert. Tobias Angerer gewann vor zwei Jahren, Rene Sommerfeldt belegte vor Jahresfrist den zweiten Platz. In dieser Saison aber scheint ein Erfolg der deutschen Läufer unwahrscheinlicher. „Natürlich streben wir auch in diesem Jahr einen Podestplatz bei den Herren an“, sagt Behle, „aber das wird sicher nicht leicht.“ Er räumt Axel Teichmann die besten Chancen seiner Läufer ein. „Bei ihm ist besonders wichtig, dass er gesund bleibt, dann ist ihm alles zuzutrauen“, sagt Behle. Sein Team wird in dieser Saison von Krankheiten verfolgt. Zuletzt plagte sich Tobias Angerer nach einer Grippe mit einer Viruserkrankung, kann aber bei der Tour de Ski starten. Franz Göring aber fällt wegen einer Erkrankung aus. Rene Sommerfeldt und Jens Filbrich könnten unter die ersten Zehn stoßen, bei den deutschen Frauen wird das vor allem Claudia Nystad zugetraut. Evi Sachenbacher-Stehle hat in dieser Saison noch nicht überzeugen können, besser machte es Steffi Böhler. Für sie ist ein Platz unter den besten 15 das Ziel.

Das Ziel aus den Augen verloren hat die erkrankte Bloggerin Charlotte Kalla, immerhin geht ihr Blogger-Kollege Pietro Piller Cottrer an den Start. Er hat die Internetwelt mit diesem Beitrag bereichert: „Es ist schön zu Hause bei der Familie zu sein und die Ferien zu genießen, das gibt mir Stärke.“ Höchste Zeit also, mit den Rennen zu beginnen – und gehaltvollere Erkenntnisse in den Blogs folgen zu lassen.

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