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Sport: Lasst euch überraschen

Dank ihrer jungen Spieler drehen die Eisbären ein fast schon verlorenes Play-off-Spiel noch um

Berlin. Alexander Barta lächelte. Kurz allerdings nur. So als wolle der Stürmer des EHC Eisbären illustrieren: Ganz so lustig ist das alles nicht hier. „Mit Sicherheit war das traumhaft, die Angelegenheit mit meinem Tor“, sagte er. Aber dann darf ich mich nicht zu weit vorlehnen, mit meinen 21 Jahren, schien er zu denken. „Ach das war doch nur ein Tor von fünfen.“ Das wiederum klang bescheiden, hatten am Mittwoch doch gerade die jungen Spieler der Eisbären beim ersten Play-off-Spiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft Verantwortung übernommen. 3:3 hatte es im letzten Drittel gegen die Düsseldorfer EG gestanden. Nur 3:3 aus Sicht des Favoriten aus Berlin. Dann leitete der 19-jährige Florian Busch das Tor des 23-jährigen Micky Dupont zum 4:3 ein, wenig später traf Barta zum 5:3.

Es war beeindruckend, wie Barta beim letzten Tor des Spiels dem erfahrenen österreichischen Nationalspieler Martin Ulrich davongespurtet und plötzlich allein vor dem Düsseldorfer Tor aufgetaucht war. „Nachgedacht habe da ich nicht mehr, nur geschossen“, sagte Barta. „Wenn du anfängst zu denken, geht das daneben.“ Unbeschwerte Jugend? Barta schüttelte den Kopf, so unter dem Motto: Jetzt fangt mir bloß nicht an, wieder Lobesarien auf die Jugend zu singen. „Zuletzt waren wir jungen Spieler schlecht, dann gab es eine kleine Predigt vom Trainer, anscheinend ist uns das gut bekommen. Und außerdem: Alle Spieler haben gegen Düsseldorf mitgeholfen.“ Die meisten Spieler hatten mitgeholfen, dass sich die Eisbären von zwei Rückschlägen erholen konnten. Schnell hatte es nach undiszipliniertem Berliner Beginn, der für Sven Felski mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe endete, 0:2 gestanden. Der Rückstand wurde aufgeholt, doch wenig später hieß es 2:3. „Wir sind eine emotionale Mannschaft“, sagte Trainer Pierre Pagé. „Aber wir haben unsere Emotionalität in Energie umwandeln können. Das war das Positive.“ In der Vergangenheit haben sich die Eisbären nach einem Rückstand oft schon aufgegeben. Dass es diesmal, im ersten Spiel der nach dem Modus Best of seven gespielten Viertelfinalserie nicht so war, fand Barta nicht überraschend. „Natürlich waren die Gegentore am Anfang ein herber Rückschlag. Aber irgendwie habe ich immer gedacht, dass sich das noch im Spielverlauf ausgleicht.“ Ein Beleg für das gestiegene Selbstbewusstsein bei den Eisbären.

Entscheidend war zudem, dass Pagé sein Team mit vier Sturmreihen agieren ließ, während Düsseldorfs Trainer Michael Komma zum Schluss nur drei Formationen aufs Eis ließ. Dass Düsseldorf im letzten Drittel der Elan fehlte, war unübersehbar, die Eisbären machten den agileren Eindruck. Auch weil bei ihnen die jüngeren Spieler Verantwortung übernahmen. Derartiges ist in den Play-offs, wo es härter zur Sache geht als in der Hauptrunde, ungewöhnlich. „Wir haben vorher noch darüber gesprochen, dass wir ein überraschendes Moment brauchen“, sagte Pagé. „Unsere Überraschung war Barta.“ Der fand seine Leistung weniger überraschend. „Es ist doch die ganze Saison gut gelaufen bei mir, das motiviert doch“, sagte Barta. Das klang fast ein wenig zu keck für so einen jungen Burschen. Doch Barta wusste, was zu sagen war nach dem ersten von vier nötigen Siegen zum Erreichen des Halbfinales: „Freitag geht’s weiter.“

Keine weltbewegende Erkenntnis. Trotzdem, nach dem Sieg haben die Berliner heute beim Spiel in Düsseldorf den Vorteil, dass der Gegner vor eigener Kulisse die Initiative übernehmen muss. Und das fiel den eher defensiv ausgerichteten Rheinländern in dieser Saison nicht so leicht.

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