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Sport: Last Minute ins Glück

VfL Bochum will mit späten Toren wieder aufsteigen

Marcel Maltritz personifiziert den ehrlichen Arbeiter auf dem Fußballplatz. Das Spiel des ZweitligaVerteidigers steht für solides Fußwerk, ohne Finesse im Umgang mit dem Ball. Diesen Typ Profi mögen die Fans des VfL Bochum besonders. Doch zwei Kollegen aus dem Abwehrbereich hatten bei Maltritz den Ehrgeiz geweckt, nicht bloß zerstörerische Kräfte walten zu lassen. Gegen Dynamo Dresden und Hansa Rostock hatten Pavel Drsek und Martin Meichelbeck jeweils den Siegtreffer für Bochum erzielt. „Da habe ich mir fest vorgenommen, auch mal ein Tor zu schießen“, sagt Maltritz. Gegen 1860 München setzte er sein Vorhaben um. Sein Kopfballtor entschied am Montag das Spitzenspiel der Zweiten Liga und führte Bochum zurück an die Tabellenspitze.

Mit dem Treffer setzte Maltritz zudem die noch junge Bochumer Tradition der späten Siegtore fort. Im Ruhrstadion lohnt es sich derzeit mehr als in vielen anderen Stadien, auch wirklich bis zum Abpfiff zu bleiben. Gegen 1860 München traf Maltritz zwei Minuten vor Schluss – in den beiden Heimspielen zuvor gegen Hansa Rostock (88. Minute) und Dynamo Dresden (90.) hatten seine Kollegen ähnlich lange gewartet, um den entscheidenden Treffer zu erzielen.

Wie ist der Trend zum späten Siegtor zu erklären? Glück, Geduld, Geschick? Oder doch bloß Zufall? Vermutlich von allem ein wenig. Für Marcel Maltritz ist die Antwort klar. „Das ist ein Verdienst des Trainers“, sagt er. „Marcel Koller vermittelt uns die nötige Ruhe, er ist halt Schweizer.“ Koller legt viel Wert auf Details. Oft unterbricht er das Training und bemängelt Kleinigkeiten. „Er ist sehr penibel und erklärt viel. Aber keiner fühlt sich schlecht, wenn er von ihm korrigiert wird“, sagt Maltritz.

Koller ist nicht nur im Begriff, eine neue Mannschaft, ein Team nach seinen Vorstellungen aufzubauen – gegen München standen noch fünf Spieler in der Startelf, die in der Rückrunde der Abstiegssaison zum Stammpersonal gehört hatten. Der neue Trainer, von der Basis im Verein zunächst abwartend aufgenommen, führt in aller Ruhe einen sportlich-mentalen Paradigmenwechsel herbei. Während sein Vorgänger Peter Neururer die Spieler vor allem emotional erreicht hat, setzt Koller auf Akribie und Einsichtsfähigkeit. Der Mannschaft scheint dieser Wechsel gut zu bekommen, auch wenn sie erstklassigen Ansprüchen noch lange nicht genügt. Fußball spielen können andere besser, auch in der Zweiten Liga: die Münchner zum Beispiel. „Zwischen der fünfzigsten und der achtzigsten Minute haben wir so schlecht gespielt wie noch nie in dieser Saison“, sagt Koller.

Gerade solche Einbrüche kennzeichnen einen Teil der neuen Stärke. Die Mannschaft glaube an sich und sei „jederzeit überzeugt davon, ein Tor schießen zu können“, sagt Koller. „Sie hat eine Siegermentalität entwickelt.“ Der VfL Bochum entwickelt sich weiter, die Mannschaft begeistert vor allem durch ihre Ergebnisse. Die aktuelle Serie später Tore gibt ihr jedoch etwas Unverwechselbares. Aber Koller braucht dieses besondere Merkmal nicht unbedingt. „Irgendwann“, sagt er, „werden die Tore auch wieder früher fallen.“

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