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Sport: Legende mit Schrammen

Der umstrittene Ron Dennis tritt als Teamchef von McLaren-Mercedes ab

Der hell ausgeleuchtete MP4-24, der neue Formel-1-Bolide von McLaren-Mercedes – er stand da und war erstmal vergessen. Lewis Hamilton, der Weltmeister, und sein Teamkollege Heikki Kovalainen, die das High-Speed-Auto öffentlich enthüllten – sie waren erst einmal sprachlos. Niemand hatte gestern im englischen Woking, der Zentrale von McLaren, offenbar damit gerechnet, was Ron Dennis Minuten nach der Zeremonie verkünden würde: „Ich werde meinen Posten noch vor dem Saisonstart der Formel 1 räumen.“ Posten? Ron Dennis ist Teamchef von McLaren-Mercedes, er ist eine Legende in der Formel 1, ein Erfolgstyp. Zehn Fahrer-Titel, zuletzt spektakulär von Lewis Hamilton, und sieben Konstrukteurs-Weltmeisterschaften gewann McLaren unter der Führung des Perfektionisten Dennis. Sein Nachfolger wird ab 1. März McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh.

„Es war meine Entscheidung“, ließ sich der 61-jährige zitieren. Er habe den Schritt länger geplant. „Wir haben ihn nicht zum Rücktritt gedrängt“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Mercedes hält 40 Prozent an McLaren. Mag alles sein. Doch über Dennis’ Rückzug wurde seit Monaten spekuliert. Denn er ist letztlich verantwortlich für einen gigantischen finanziellen Schaden. 100 Millionen Dollar Strafe musste McLaren-Mercedes 2007 bezahlen, zudem verlor das Team alle Konstrukteurspunkte für die Saison 2007. Dennis hatte erst unter Druck zugegeben, dass sein Team von geheimen Ferrari-Informationen, die der Mc-Laren-Chefdesigner erhalten hatte, profitiert habe. Das kratzte an seinem Image – und seinen Nerven.

Der Mann, der sich vom Chefmechaniker von Jack Brabham zum millionenschweren Teamchef hochgearbeitet hatte, schien sein Lebenswerk zu beschädigen. 1971 gründete er mit zwei Investoren seine eigene Rennsportfirma. 1981 wurde er Mitbesitzer und Teamchef von McLaren und hatte 1995 maßgeblichen Anteil am Entstehen der Partnerschaft mit Mercedes. Zu seinen Erfolgspiloten hatte er oft genug ein gespanntes Verhältnis. Weltmeister Fernando Alonso beschimpfte ihn 2007 öffentlich als Lügner. Trotzdem bemühte sich Ron Dennis stets, als seriöser Geschäftsmann zu wirken. Als 2007 der Spionageverdacht aufkam, verkündete er mit seiner gezierten Stimme: „Nie würde in unserem Team jemals etwas Unkorrektes passieren.“

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