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Der letzte Vorhang für Ranieri. Am Mittwoch unterlag Leicester City im Champions-League-Achtelfinale in Sevilla 1:2.

© Reuters/John Sibley Livepic

Leicester City: Die Entlassung von Claudio Ranieri ist undankbar, aber verständlich

Im Mai führte Ranieri Leicester zur sensationellen ersten Meisterschaft. Nun wurde der zuletzt glücklose Trainer entlassen. Denn im Fußballgeschäft ist nichts so alt wie der Erfolg von gestern. Ein Kommentar.

Wenn selbst José Mourinho zur Verteidigung eines Trainerkollegen eilt, muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. Nach der Entlassung von Leicester Citys Claudio Ranieri, den Mourinho in seiner Zeit in Italien noch als alt und erfolglos verspottet hatte, schrieb der Portugiese auf Instagram: „Das ist der neue Fußball, Claudio mein Freund. Niemand kann die Geschichte auslöschen, die du geschrieben hast.“

Die Reaktionen in der Presse und den sozialen Medien sind erwartbar einseitig. Im Mai hatte Ranieri den Abstiegskandidaten Leicester zur sensationellen ersten Meisterschaft in der 133-jährigen Vereinsgeschichte geführt. Die Fifa kürte den Italiener zum Welttrainer des Jahres. Darf man jemanden mit solchen Verdiensten entlassen? Nein, sagt das Herz. Und genau da liegt das Problem. Im heutigen Fußball zählen Gefühle nur am Rande.

Der größte Moment der Vereinsgeschichte von Leicester City und in der Karriere von Claudio Ranieri: der Gewinn der englischen Meisterschaft.
Der größte Moment der Vereinsgeschichte von Leicester City und in der Karriere von Claudio Ranieri: der Gewinn der englischen Meisterschaft.

© AFP PHOTO / ADRIAN DENNIS

Gerade die englische Premier League ist ein Geschäft. In jedem Spiel geht es um Millionen. Dass der Gewinn der Meisterschaft einzigartig war und die aktuelle Saison aufgrund von Mehrfachbelastung und erhöhter Erwartungshaltung schwer werden würde, war allen klar. Nun hat Leicester wettbewerbsübergreifend aber sieben der letzten zehn Spiele verloren und steht nur noch einen Punkt über den Abstiegsplätzen. Schwerer wiegt allerdings, dass einige Leistungsträger englischen Medien zufolge nicht mehr hinter Ranieri stehen.

Die Entlassung von „King Claudio“ kostet Leicester viele Sympathien, der Abstieg würde viele Millionen kosten. „Wir sind verpflichtet, die Langzeitentwicklung des Klubs über alle persönlichen Gefühle zu stellen“, sagt der thailändische Vizepräsident Aiyawatt Srivaddhanaprabha. Im Fußballgeschäft gilt: Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern. Sicher, Ranieris Entlassung ist undankbar und vielleicht steigt Leicester trotzdem ab. Doch das ist der neue Fußball, Claudio.

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