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Um Ulm herum. Holzdeppe fehlt am Sonntag bei den deutschen Meisterschaften. Foto: dpa

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Leichtathlet des Jahres 2013: Raphael Holzdeppe beendet Saison wegen Formschwäche

Im Winter erklärte Raphael Holzdeppe noch, 2014 Europameister zu werden. Nun hat der Stabhochsprung-Weltmeister und Leichtathlet des Jahres 2013 die Saison wegen Formschwäche beendet. So lautet zumindest der offizielle Grund.

Vor einem Monat bestritt Raphael Holzdeppe seinen vorerst letzten Wettkampf. Beim Meeting im tschechischen Ostrava belegte er Platz sechs mit bescheidenen 5,53 Metern. Damit hatte der Hochsprung-Weltmeister immerhin seine Saisonbestmarke eingestellt. Und sagte danach: „Ich fahre mit einem guten Gefühl nach Hause.“ Die Formkurve zeige nach oben.

Ein Trugschluss, wie sich herausstellen sollte. Denn was sich nach seinen vielen Wettkampfabsagen der vergangenen Wochen bereits angedeutet hatte, teilte sein Trainer Chauncey Johnson am Dienstag mit: „Raphael hat die Saison abgebrochen.“ Offiziell wegen Formschwäche, Verletzungsprobleme seien nicht der Grund für das Aus. „Es läuft einfach nicht. Es war für ihn eine schwere Entscheidung.“ Selbst kommentieren wollte der Athlet vom LAZ Zweibrücken den Entschluss öffentlich noch nicht. Damit tritt Holzdeppe auch nicht bei den deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Ulm an.

„Leichtathlet des Jahres 2013“

Dabei hatte der „Leichtathlet des Jahres 2013“ noch im Winter erklärt, 2014 Europameister werden zu wollen und die magischen sechs Meter zu knacken. Seine Bestleistung von 5,91 Metern stammt aus dem Olympiafinale 2012, als Holzdeppe Bronze gewann. Weltmeister wurde er 2013 mit 5,89 Metern. Doch diesen Sommer ging nichts mehr für Holzdeppe. Dem mit hohen Erwartungen ins Jahr gestarteten Sensationssieger von Moskau fehlten bis zuletzt noch 17 Zentimeter zur Mindesthöhe, die für die Teilnahme an der EM im August in Zürich gefordert ist.

In diesem Jahr fehlt Holzdeppe einfach das Gespür fürs Fliegen. Der 24-Jährige lebt normalerweise von seiner hohen Anlaufgeschwindigkeit und profitiert von seinen technischen Fertigkeiten. Die Bewegungsabläufe stimmten nicht, erklärt nun sein Trainer Johnson. Wegen der Rückenprobleme, die Holzdeppe zum Abbruch der Hallensaison gezwungen hatten, fehlten ihm Technikeinheiten. Ein weiterer Grund für die unzureichende Form könnten die Belastungen in den vergangenen Jahren sein, sinnierte Johnson: „Dann bist du irgendwann ein bisschen müde und es streikt der Kopf.“

Es fehlen die überragenden Ergebnisse

Mit seinen Problemen steht Raphael Holzdeppe in dieser häufig als Übergangsjahr bezeichneten Saison nicht alleine da. Gerade im Stabhochsprung fehlen bislang die überragenden Ergebnisse. Renaud Lavillenie hatte in der Halle den Weltrekord auf sagenhafte 6,16 Meter geschraubt. „Dieser Weltrekord war für alle ein Schock“, sagte Johnson. Nach einer Fußverletzung hat aber selbst der Franzose als Jahresbester im Freien nur 5,92 Meter zu Buche stehen.

Holzdeppes Trainingspartner Malte Mohr, der ebenfalls noch nicht seine beste Verfassung erreicht hat, zeigte sich allenfalls vom späten Zeitpunkt des Saison-Schlussstrichs überrascht. „In seiner Situation hätte ich wahrscheinlich schon viel früher gesagt: Das wird nichts. Aber man hofft ja immer, dass der Knoten doch noch platzt.“

Mohr wurde im Winter immerhin Zweiter bei der Hallen-WM und hat im Freien die EM-Norm von 5,70 Metern bereits geschafft. Höher gesprungen sind aus Deutschland nur die Leverkusener Tobias Scherbarth (5,73) und Karsten Dilla (5,71). Das Trio wird den Titel bei den Deutschen Meisterschaften am Sonntag in Ulm unter sich ausmachen. Neben Holzdeppe fehlt Björn Otto wegen einer im Winter erlittenen Achillessehnenverletzung. Der Kölner hatte sich 2013 WM-Bronze gesichert.

Reinhard Sogl

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