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Chambers

© AFP

Leichtathletik: Abrupte Kehrtwende im Fall Chambers

Nach Ablauf einer Dopingsperre sollten Athleten wieder starten dürfen - hieß es. Dem Istaf wird der Start von Dwain Chambers nun aber doch zu heikel.

Berlin - Vor zwei Wochen noch trat Gerhard Janetzky als Kämpfer für die Rechte von Sportlern auf. „Ich finde, dass es kein Startverbot für Athleten geben darf. Mir geht es um Gleichbehandlung“, sagte der Geschäftsführer des Leichtathletikmeetings Istaf und meinte damit: Nach Ablauf einer Dopingsperre sollten Athleten wieder starten dürfen. Er selbst schien seinen Teil dazu beitragen und den früheren Doper Dwain Chambers zum Istaf im Juni einladen zu wollen. Doch jetzt hört sich das schon wieder ganz anders an: „Es gibt Sachzwänge“, sagt Janetzky, „ich darf meinem Meeting keinen Schaden zufügen.“

Warum dieser Umschwung? Janetzky spürt offenbar Widerstände. Zum einen vom Weltverband. Dem hat die Veröffentlichung von Chambers’ Biographie gar nicht gefallen. Juristen prüfen gerade, ob der britische Sprinter deswegen nicht sogar gesperrt werden könnte, weil er den Sport in Verruf gebracht hätte. „Das könnte eine Sperre von einer Woche sein, sechs Monaten oder lebenslänglich“, sagt Nick Davies, der Sprecher des Weltleichtathletikverbands IAAF. Der Paragraph ist allerdings nicht eindeutig. Der Verband hatte schon einmal versucht, die Regel anzuwenden, um die deutsche Sprinterin Katrin Krabbe nach ihrem Medikamentenmissbrauch zu sperren. „Damals haben wir vor Gericht verloren“, sagt Davies.

Wie die Kooperation zwischen Janetzky und der IAAF nach dem Istaf am 14. Juni weitergeht, ist offen. In der nächsten Saison löst die Diamond League von voraussichtlich 15 Meetings die Golden League mit ihren sechs Stationen ab. IAAF-Präsident Lamine Diack hätte gerne auch Berlin in der Diamond League, sagt aber: „Es gibt noch Schwierigkeiten mit Rom, Doha und Berlin.“ Die Berliner, also Janetzky und sein Geschäftspartner Werner Gegenbauer, können sich noch nicht so richtig für die Diamond League begeistern. Auch weil sie Schwierigkeiten haben, Sponsoren und Fernsehübertragungszeiten zu bekommen.

Um mit der IAAF weiter zu verhandeln, käme ein Streit um Chambers ungelegen. Zumal auch andere Meetingdirektoren schon empfohlen haben, den Hallen-Europameister über 60 Meter nicht einzuladen. „Wir müssen sehen, ob die negative Kritik die positiven sportlichen Effekte übersteigt“, sagt Janetzky. In einer Internet-Umfrage von Tagesspiegel.de haben sich bislang mehr als zwei Drittel der Beteiligten gegen einen Start von Chambers ausgesprochen. Ist Janetzky das Zwischenergebnis einer Umfrage wichtiger als das von ihm gelobte Prinzip der Berufsfreiheit? „Ich höre auf beides“, sagt er. Eine Einladung an Chambers hat er jedenfalls noch nicht ausgesprochen. „Wir haben noch niemanden eingeladen“, sagt Janetzky, auch wenn eine Pressemitteilung am Donnerstag offiziell die Verpflichtung der Hochspringerin Ariane Friedrich bekannt gab. Janetzky will wohl Zeit gewinnen. Zum Verteidiger des britischen Sprinters möchte er nicht werden. „Chambers tritt sehr provokant auf. Da muss er akzeptieren, dass er dafür Schläge bekommt.“ Chambers hatte erklärt, wieder mit Victor Conte zusammenzuarbeiten. Conte ist der Drahtzieher der so genannten Balco-Affäre: Er stellte ein Designer-Dopingmittel her, das auch Chambers nahm. Inzwischen nutze er jedoch eine legale Sauerstofftherapie Contes, sagte Chambers.

Bei allem Tempo, das Chambers inzwischen wieder auf der Bahn vorlegt, glaubt Janetzky jedoch nicht daran, dass es Chambers noch ums Laufen geht: „Der braucht einfach Geld, um seine Schulden zurückzuzahlen. Irgendwann wird er im Dschungelcamp landen.“

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