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Leichtathletik: Besser als angenommen

Die Hallen-EM in Turin soll ein Zeichen setzen: Die deutsche Leichtathletik ist erheblich besser als sie sich zuletzt verkauft hat.

Berlin - Vielleicht hat jemand sie zuletzt als arrogante Tante eingestuft, der wohl die vielen Schlagzeilen zu Kopf gestiegen sind. Und wenn, Ariane Friedrich wäre es egal gewesen. Sie konnte ja nicht jedem erklären, dass sie aus Angst vor einer Virusinfektion generell niemandem in den vergangenen Tagen die Hand gab. Es geht schließlich um eine Medaille, möglicherweise sogar um Gold. Seit Dienstag ist ihr Hals entzündet, andererseits ist sie in dieser Saison schon 2,05 Meter gesprungen. Damit ist die Hochspringerin aus Frankfurt am Main mit Weltmeisterin Blanca Vlasic (Kroatien) die Top-Favoritin ihrer Disziplin bei der Hallen-Leichtathletik-EM, die heute in Turin beginnt. Und mit rauer Stimme verkündet die 25-Jährige gleich mal die entscheidende Botschaft: „Für die deutsche Leichtathletik ist es wichtig, Medaillen zu holen, damit wir euphorisch Richtung WM in Berlin schauen können.“

Die Euphorie hatte nach Peking, nach einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen, erheblich nachgelassen. Deshalb soll Turin aus Sicht der Betroffenen das Zeichen setzen: Die deutsche Leichtathletik ist erheblich besser als sie sich zuletzt verkauft hat. Eine Hallen-EM für sich betrachtet ist eher unspektakulär. Einige Topstars starten gar nicht unterm Dach, weil sie sich auf die Freiluft-Saison konzentrieren. Aber hier geht’s um strategische Überlegungen: Im Sommer findet in Berlin die WM statt, es geht um die Zukunft der deutschen Leichtathletik. Derzeit überlegen ARD und ZDF, welchen Stellenwert sie der olympischen Kernsportart einräumen.

Da kann Turin die Antwort erheblich erleichtern. Denn das deutsche Team geht mit unerwartet vielen Medaillenkandidaten an den Start. Silke Spiegelburg (Stabhochsprung), Denise Hinrichs und Petra Lammert (beide Kugelstoßen) haben sogar Titelchancen. Und neben den üblichen Verdächtigen rückt auch Weitspringer Sebastian Bayer in den Kreis der Medaillenanwärter. Muss nur die größte Favoritin gesund bleiben. „Ich hoffe, dass wir ihre Probleme in Griff bekommen“, sagt Günter Eisinger, der Trainer von Ariane Friedrich. Er hat einen kleinen Trost: Das Hochsprung-Finale findet erst am Sonntag statt. Frank Bachner

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