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Wieder vorne weg. Die Südafrikanerin Caster Semenya (rechts) meldet sich elf Monate nach ihrem Weltmeistertitel über 800 Meter mit einem Sieg zurück.

© dpa

Leichtathletik: Caster Semenya: Finnisch beim Comeback

Vom Publikum wurde sie euphorisch begrüßt: Die Südafrikanerin Caster Semenya läuft wieder und steckt sich neue Ziele.

Vor dem Start ist es still vor Anspannung, obwohl das kleine Kimpinen-Stadion von Lappeenranta mit 4200 Zuschauern gut gefüllt ist. Als der Stadionsprecher Caster Semenya als „Weltmeisterin“ vorstellt, hebt die südafrikanische 800-Meter-Läuferin die Hand und winkt ins Publikum, Applaus brandet auf. Die 19-Jährige zeigt keine Regung, lockert aber immer wieder ihre Beine, während sie auf das Startsignal wartet. Mehr als 50 Journalisten aus zehn Ländern sind nach Finnland gekommen, um Semenya an diesem Donnerstagabend laufen zu sehen.

Als der Startschuss fällt, sind die Zuschauer für einen Augenblick ruhig, dann feuern sie die Läuferinnen an. Die Finnen sind ein leichtathletikverrücktes Volk, sie wollen Caster Semenya als Sportlerin sehen – und nicht als den Gegenstand eines Rechtsstreits. Semenya kehrt an diesem Abend, 250 Kilometer nordöstlich von Helsinki, als Siegerin zurück in die Leichtathletik. Sie übernimmt sofort nach dem Start die Führung, läuft die erste Runde in 62,05 Sekunden und gewinnt in 2:04,22 Minuten. „Es war kein einfaches Rennen, nach allem, was ich durchgemacht habe“, sagt die Südafrikanerin hinterher. „Ich bin jetzt erleichtert und zufrieden mit dem Ergebnis.“

Semenyas Manager Jukka Häkonen ist Finne, und dass der Ort ihres Comebacks für die internationalen Medien nicht ganz so leicht zu erreichen ist, dürfte vielleicht auch eine Rolle gespielt haben bei der Auswahl des Wettbewerbs.

Seit ihrem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Berlin vor elf Monaten hat Semenya kein Rennen bestreiten können. Wegen ihres männlichen Aussehens waren im vergangenen August Zweifel aufgekommen, ob Semenya wirklich eine Frau ist. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte ihr nach zahlreichen Tests erst vergangene Woche wieder die Starterlaubnis erteilt, gab aber zum Prozedere der Untersuchungen und den Ergebnissen keinen Kommentar ab. Ein Geheimnis blieb auch, warum die sofort nach der WM angesetzte Klärung des Geschlechts derart lange gedauert hat. „Ich kann nur sagen, dass ich nicht diejenige bin, die über die Regeln der Leichtathletik entscheidet“, sagt Caster Semenya. „Ich bin nur eine Athletin, die sich an die Regeln hält.“ Sie sei einfach erleichtert und glücklich darüber, wieder an Wettkämpfen teilnehmen zu können, „mehr will ich zu der Entscheidung der IAAF nicht sagen“.

In Lappeenranta wurde Semenya vom Publikum genauso freundlich aufgenommen wie Weitspringer Tommy Evilä und die Speerwerfer Harri Haatainen und Antti Ruuskanen, die bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Barcelona in eineinhalb Wochen zu den finnischen Medaillenhoffnungen zählen.

Caster Semenya will möglichst schnell wieder Anschluss an die Weltspitze finden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. „Die Saisonvorbereitung war ziemlich kompliziert, es war ein kalter Winter in Südafrika“, sagt Semenya. „Heute ging es mir erst mal darum, auf die Bahn zurückzukehren.“ Ihr nächstes Ziel sei, eine Zeit unter zwei Minuten zu laufen. Ihren Weltmeistertitel im vergangenen August hatte Semenya in einer Zeit von 1:55,45 Minuten gewonnen.

Die nächste Gelegenheit, ihre Zeit zu verbessern, bietet sich für sie schon am Sonntag, in Lapinlahti, in Finnland.

Mika Noronen

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