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Dafne Schippers (Mitte) Paradedistanz sind die 200 Meter.

© AFP

Leichtathletik-EM: Für Dafne Schippers zählt nur der Sieg

Sprinterin Dafne Schippers aus den Niederlanden hat in dieser Saison bisher enttäuscht. Das soll sich bei den 200 Metern am Samstag ändern.

Selbst eine vom Volk gewählte Königin kann schon mal an sich zweifeln. Sprinterin Dafne Schippers aus den Niederlanden, die sie alle nur „Speed Queen“ nennen, zeigte das kurz vor den Europameisterschaften. Auf Facebook postete sie ein finsteres Bild: Mit sehr viel Schwarz, die blonden Haare versteckt, die Mütze ihrer Jacke tief ins Gesicht gezogen. „Die Saison war so weit ziemlich enttäuschend. Aber ich weiß, ich kann es besser“, schrieb sie dazu, „ich muss es besser können.“ Nach Bronze über die 100 Meter bei der EM in Berlin muss es nun Gold werden in ihrer Paradedisziplin über 200 Meter an diesem Samstag.

Dafne Schippers, die Sprintkönigin, zweimalige Weltmeisterin über 200 Meter, ist eine, die gern nach ihrem Gefühl geht. Dem Gefühl vertraut und alles wird gut: Das hat sie schon oft gesagt, wenn es mal nicht so lief, wie sie es sich wünschte. Das war auch am Mittwoch bei Bronze so, obwohl ihre Mutter auf der Tribüne im Olympiastadion schon die zwölfte internationale Medaille der 26-Jährigen zählte. Gold – nichts Geringeres soll es bitte schön sein, wenn Dafne Schippers an den Start geht. „Ich gehe immer auf Gold“, sagt sie. Da kann die Konkurrenz noch so gut sein. Es ist kein Ausdruck von Arroganz – nur der ihres eigenen Anspruchs. Dafür investiert Schippers viel. „Ich schlafe gut, trainiere hart. Ich tue alles, um die Beste zu sein“, sagt sie. Jahr für Jahr kämpft sie auf der Bahn um Zentimeter und Sekunden. Beim Start blendet sie alles aus. Die Massen im Stadion hört sie dann nicht. Auch nicht ihre Familie. Und die ist sonst, Sport hin oder her, ihr ein und alles.

Kann sie sich noch steigern?

In den sozialen Medien sieht man Schippers eher mit den Neffen auf dem Arm oder beim Spielen als beim Gewichteheben im Training. Die Kleinen revanchieren sich auf ihre Weise und drücken in übergroßen „Team Dafne“-Shirts beim Wettkampf die Daumen. Die Kanäle selbst bespielt Schippers nicht mehr als nötig. Sie ist keine Lautsprecherin und scheint auf Prominenz keinen Wert zu legen. Selbst wenn sie zu Hause in Utrecht genauso bekannt ist wie die niederländischen Nationalhelden aus dem Eisschnelllauf. Zu Hause, nahe der alten Schule, ist sogar eine Brücke nach ihr benannt.

Mit ihrer Schwester hat Schippers ein Kochbuch herausgebracht. Es ist gleichermaßen Ausdruck ihrer Profession – und ihrer Leidenschaft: wie sie sich Gedanken macht um Ernährung und alle Details. Schippers liebt ihren Sport. Sie genießt die Vielfalt. Auch Tennis hat sie schon mit Ambitionen gespielt. Beim Siebenkampf spielte irgendwann das Knie nicht mehr mit. Deshalb fokussierte sie sich auf die Sprints.

In Berlin startet Schippers schon bei ihren vierten Europameisterschaften. 2014 hat sie den Titel gewonnen. In der Ferne im Blick hat sie längst die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Da muss es Gold sein, weil es 2016 in Rio nur zu Silber reichte. Aber erst einmal liegt der Fokus auf diesen 200 Metern am Samstag. Als Favoritin geht sie im Olympiastadion bei der Saisonleistung nicht an den Start. Die Britin Dina Asher-Smith, die schon die 100 Meter gewann, ist Titelverteidigerin und Jahresbeste. Bei den Deutschen verzichtet Gina Lückenkemper ebenso wie Tatjana Pinto, dafür rückt Rebekka Haase nach.
Dafne Schippers lässt sich von ihrem durchschnittlichen Saisonverlauf nicht entmutigen. Sie hält über die 200 Meter noch immer den Europarekord mit 21,63 Sekunden. Hat sie sich die Steigerung für den Saisonhöhepunkt aufsparen können? Die Mama auf der Tribüne wird genau hinschauen: Medaille Nummer 13 kann jedenfalls kommen.

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