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Anita Wlodarczyk hat Betty Heidler den Weltrekord im Hammerwurf entrissen.

© Reuters

Leichtathletik im Olympiastadion: Große Würfe beim Istaf in Berlin

Die Berliner Zuschauer tragen Diskuswerfer Robert Harting zum Heimerfolg beim Istaf. Für den Paukenschlag im Olympiastadion aber sorgt die Polin Anita Wlodarczyk mit ihrem Weltrekord im Hammerwerfen.

Als der Hammer gelandet war, ging sie in die Luft. Ihr Sportgerät hatte gerade einen Langstreckenflug hinter sich, bei 79,58 Meter war die Kugel an der Kette in den Rasen des Berliner Olympiastadions eingeschlagen. Weltrekord. Anita Wlodarczyk aus Polen sprang in die Luft, hüpfte auf und ab und feierte, dass sie sich selbst und alle anderen übertroffen hatte. Fast alle der 45 322 Besucher feierten mit ihr. Nur eine dürfte sich weniger gefreut haben. Betty Heidler, die Berlinerin aus Marzahn, hatte aus nächster Nähe mit ansehen müssen, wie sie ihren Weltrekord verlor, den sie bis dahin mit 79,42 Meter gehalten hatte.

Das Istaf ist doch noch für das ganz Besondere gut, und in der Leichtathletik ist das eben die Höchstleistung. Wlodarczyks Marke war schon der 16. Weltrekord in der Geschichte des Istaf. Den ersten hatte 1937 ebenfalls eine Polin aufgestellt, Stanislawa Walasiewicz in 11,6 Sekunden auf der 100-Meter-Strecke. In die Weltrekordliste hatten sich im Berliner Olympiastadion im Laufe der Jahre noch Athleten wie Rosemarie Ackermann eingetragen, die als erste Frau über zwei Meter sprang oder der Franzose Guy Drut über 110 Meter Hürden und als bisher letzter 2010 David Rudisha aus Kenia, der den Rekord über 800 Meter auf 1:41,09 Minuten verbessert hatte.

Wlodarczyk hatte sich schon bei den Europameisterschaften in Zürich in herausragender Form gezeigt und souverän mit 78,76 Meter den Titel gewonnen. Ihr Selbstbewusstsein war auch so groß, dass sie sich bei den Veranstaltern des Istaf vorher nach einer Prämie für den Weltrekord erkundigt hatte. In Berlin legte sie nun eine starke Serie hin, jeder ihrer Würfe landete jenseits der 75-Meter-Marke.

Für Robert Harting ist das Istaf traditionell ein Heimspiel

Der Hammerwurf der Frauen war der beste Wettbewerb dieses Istaf, aber auch andere Konkurrenzen hatten es in sich an einem Sonntag, der so unfreundlich begonnen hatte und auf einmal so sonnig war. Zu den Klasseleistungen gehörte etwa der dritte Platz der Hürdensprinterin Cindy Roleder, die in 12,86 Sekunden Dritte wurde. Bei der EM in Zürich hatte sie ebenfalls diesen Platz erreicht. Es siegte in Berlin die Britin Tiffany Porter in 12,64 Sekunden.

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Schon traditionell erfolgreich war Robert Harting im Olympiastadion. Es ist ein Heimspiel für den Berliner Diskuswerfer, er durfte zum ersten Mal durch einen nebelerfüllten Tunnel und vorbei an vier Flammen ins Stadion laufen. Denn bei der Präsentation hatten die Veranstalter ein paar Showelemente eingebaut. Funken flogen auch, wenn das Wurfgerät besonders weit geflogen war. Bei Harting sprühte es da gleich mehrfach. Mit seinem ersten Versuch über 65,62 Meter setzte sich Harting gleich an die Spitze, um sich dann weiter zu steigern. Mit 67,68 Meter ging es weiter und die beste Leistung gelang dem Berliner Olympiasieger vom SC Charlottenburg. Da ließ er die Scheibe auf 68,21 Meter segeln. Weiter kam niemand mehr, Martin Wierig aus Magdeburg belegte mit 66,13 Meter Platz zwei.

Zwölfter Sieg für Robert Harting: Auch beim Istaf dominiert der Olympiasieger.
Zwölfter Sieg für Robert Harting: Auch beim Istaf dominiert der Olympiasieger.

© dpa

Bei großen Wettkämpfen ist Robert Harting derzeit unschlagbar

„Ich wusste heute nicht so richtig, wo es hingeht. Es war viel Spannung drin“, sagte Harting. Vergessen war da schon, dass er es in seinem letzten Versuch noch einmal besonders gut machen wollte. Doch da kam der Diskus erst gar nicht aus dem Käfig raus und landete im Fangnetz. „Die Zuschauer haben mich getragen“, sagte Harting, „am liebsten möchte ich sie nach Rio mitnehmen.“ Also zu den Olympischen Spielen in zwei Jahren. Da will Harting seine Goldmedaille von London verteidigen, die er mit einem Hürdensprint gefeiert hatte. Seine Siegesserie würde damit weitergehen, gerade bei den größten Wettbewerben lässt sich Robert Harting derzeit von niemandem bezwingen.

Wenn er auch in Rio gewinnt, wäre Harting so erfolgreich wie derjenige, den er am Sonntag gemeinsam mit seinen Konkurrenten und dem Publikum in den Ruhestand der Diskuswerfer verabschiedet hat. Virgilijus Alekna aus Litauen hatte in Sydney und Athen jeweils Gold gewonnen. In Berlin bekam er noch ein Geschenk überreicht und verbeugte sich nach seinem letzten Wurf ein letztes Mal vor dem Publikum.

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