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Die Gesten von Usain Bolt gehen oft ins Humorige - auch wenn nicht jeder dabei das Gesicht verzieht.

© rtr

Leichtathletik-Kommentar: Usain Bolt ist der schnellste gemeinsame Renner

Wer weiß schon, ob es in diesem 100-Meter-Finale mit rechten Dingen zuging? Mit Usain Bolt hat zumindest der Richtige gewonnen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Für einen Retter war Usain Bolt gerade noch rechtzeitig zur Stelle. Keinen Augenblick später hätte er ankommen dürfen im Ziel von Peking, um der Leichtathletik wieder auf die Beine zu helfen. Nur eine Hundertstel mehr, dann hätte Justin Gatlin sie wieder zu Boden gedrückt, dort wo sie immer hinfällt, wenn es wieder einmal eine Dopingenthüllung gegeben hat. Und enthüllt werden in der Leichtathletik inzwischen nicht mehr nur vereinzelte Athleten – sie fliegen längst in Mannschaftsstärke auf. Bolt hat seinem Sport also wieder einmal ein Geschenk gemacht, denn dieses 100-Meter-Finale war schließlich aufgeladen worden als Gut gegen Böse. Bolt, der Unüberführte, gegen Gatlin, den überführten Doper.

Aber wer weiß schon, außer den Athleten selbst, wer wann wo und wie gedopt hat? In der leichtathletischen Disziplin, in der das größte Spektakel herrscht und am meisten Geld verdient wird, kann eben auch am meisten Geld zum Dopen und Vertuschen ausgegeben werden. Gewissheiten wird es in dieser Disziplin jedenfalls nicht mehr geben.

Usain Bolt: Eine einmalige Beziehung zwischen Athletik und Ästhetik

Dennoch ist Usain Bolt so etwas wie der schnellste gemeinsame Renner. Weil seine Gesten ins Humorige gehen und nicht ins Aggressive. Vor allem aber, weil sein Stil so außergewöhnlich ist, so rund und elegant. Eine einmalige Beziehung zwischen Athletik und Ästhetik. Für diese Art zu laufen gibt es keine Spritze und keine Pille.

Noch ein Gutes hatte dieses Finale. Es führte zurück zum Kern der Leichtathletik, dem Wettkampf. Das Duell war wichtiger als die Jagd nach einem wie auch immer zustande gekommenen Rekord. Bolt hat das Duell gewonnen. Mit einer fast schon unverdächtigen Zeit. 9,79 Sekunden sind für ihn beinahe menschlich.

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