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Peking 2008 - Leichtathletik

© dpa

Leichtathletik: Streit unter Funktionären über deutsche Leistungen

Im Deutschen Leichtathletik-Verband ist ein Streit über die Bewertung der deutschen Olympia-Leistungen ausgebrochen. Bislang holten die deutschen Leichtathleten keine Medaille. Dabei geht es auch um die Ausgangsposition für die WM 2009 in Berlin.

„So einen Satz halte ich für Unsinn“, sagte DLV-Chef Clemens Prokop zu einems Statement seines Vorgängers. Ex-Präsident Helmut Digel hatte davon gesprochen, dass keine Medaille in der Kernsportart bei den Peking-Spielen „in der öffentlichen Wahrnehmung als nationale Katastrophe“ angesehen würde.

„Entscheidend ist nicht die Medaillenzählerei, sondern das Leistungsvermögen jedes Athleten“, sagte Prokop. „Und bisher haben sich alle Starter im Bereich ihrer Bestleistung bewegt oder sie übertroffen.“

„Wir müssen objektiv sehen, dass unsere Starterfelder in Deutschland immer schwächer geworden sind“, hatte Digel weiter gesagt. „Wenn wir heimkommen, und es ist kein Gold dabei, kann es eine schwierige Situation werden.“

"Keine Supergirls und Supermen am Start"

Prokop dagegen hob den Diskus-Vierten Robert Hartung und Raul Spank, der im Hochsprung überraschend Fünfter wurde, hervor. „Der eine hat die Erwartung erfüllt, der andere sie sogar übertroffen“, sagte Prokop. Anerkennung gebühre auch Antje Möldner, die über 3000 Meter Hindernis den 18. Platz erreichte - in deutscher Rekordzeit.

Sabrina Mockenhaupt landete über 10 000 Meter auf Rang 13, verbesserte dabei aber ihre Bestzeit. „Da kann ich nur gratulieren“, meinte Prokop. Wirklich enttäuscht hat nach der DLV-Philosophie nur die Olympia-Zweite von 2004, Nadine Kleinert, die in Peking Siebte im Kugelstoßen wurde.

„Wir haben keine Supergirls und Supermen am Start. Und Erlebnisse wie mit dem Zehnkampf-Silber für Frank Busemann 1996 oder Hochspringern Ulrike Meyfarth, die nach 1972 auch 1984 Olympia-Gold holte, sind uns heute aber selten gegönnt“, stellte Prokop fest und fügte an: „Natürlich hoffen wir darauf. Denn unser Ziel ist, besser als in Athen 2004 mit zwei Silbermedaillen abzuschneiden.“  Erreicht werden soll es mit sauberen Mitteln. „Wir stehen für einen ethisch verantwortbaren Leistungssport“, betonte Prokop.

Zweifel wegen Dopings: Lieber keinen Sprinter am Start

"Dadurch müssen wir einen Abstand in manchen Disziplinen akzeptieren.“ Zum Beispiel im olympischen 100-Meter-Lauf, in dem der Jamaikaner Usain Bolt mit der Fabelzeit von 9,69 Sekunden verblüffte. „Da haben wir lieber keinen Sportler am Start, als einen, der für Aufsehen und Zweifel sorgt.“

Viele Trümpfe hat der DLV, den vor Olympia die Absagen von Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch und London-Marathonsiegerin Irina Mikitento hart trafen, nicht mehr in der Hand. Allen voran sind es Speerwurf-Europarekordlerin Christina Obergföll und im Hochsprung Ariane Friedrich. Dagegen haben sich die Stabhochspringer um den WM-Dritten Danny Ecker vor Peking nicht gerade als Medaillenkandidaten ausgezeichnet.

Schlechte Ausgangsposition für WM 2009 in Berlin

Eine Heimreise mit einer mageren Bilanz wäre mit Blick auf die Weltmeisterschaften 2009 in Berlin eine schlechte Werbung. „Wir werden in Berlin eine schlagkräftige Mannschaft aufbieten. Der Heimvorteil wird zudem Motivation und einen Schub bringen“, hofft Prokop. Medaillen-Gewinne in der Leichtathletik in zweistelliger Höhe hält er für die Zukunft fast nicht mehr erreichbar. „Die Leichtathletik ist die globalisierteste Sportart, bei der mehr als 200 Länder an den Start gehen und mehr Länder Medaillen gewinnen, als in anderen Sportarten Nationen am Start dabei sind“, so Prokop.

Die Aufgabe der Förderung aller 47 olympischen Disziplinen und eine Spezialisierung auf einen gewissen Kanon hält er nicht für erfolgversprechender. „Wenn wir die ganze Bandbreite aufgeben würden, hätte es einen Ingo Schultz, der 2001 Vizeweltmeister wurde, nicht gegeben“, sagte Prokop. „Experten hatten damals geraten, die 400 Meter nicht mehr zu fördern.“ (dpa)

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