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Weitsprung

© Thilo Rückeis

Leichtathletik-WM: Auf die Plätze

Generalprobe im Stadion, Gottesdienst im Berliner Dom – die Stadt ist bereit für die WM.

An diesem Tag machen sich alle warm für die WM.

In der Kurve schreien die Trainer: „Bleib dran!“ oder „Zieh!“. Beim Weitsprunganlauf ertönt rhythmisches Klatschen. Und so mancher Sportler bekreuzigt sich im Startblock schnell noch vor dem Schuss: Beim Länderwettkampf für Athleten unter 23 Jahren, der als Generalprobe für die am Samstag beginnende WM dient, herrschte gestern im Olympiastadion schon ganz große Wettkampfstimmung. Das liegt zum einen am professionellen Ambiente aus Kameras, hochwertiger Sporttechnik und zahlreichen Kampfrichtern sowie Wettkampfhelfern. Und zum anderen daran, dass die deutschen Nachwuchsathleten in vielen der 38 Disziplinen ganz oben auf dem Siegertreppchen am Marathontor stehen.

Hier genießen die Sportler trotz der fast leeren Stadionränge ihre Siegerehrung mit allem, was dazu gehört: Nationalfahnen und -hymnen, Medaillen und sogar ein paar Freudentränen. Besonders spannend sind die letzten Entscheidungen über 4 mal 400 Meter der Frauen und Männer. In beiden Wettkämpfen bringen junge Berliner den Stab als erste ins Ziel: Es sind Janin Lindenberg, 22 Jahre, die auch schon den Einzellauf über 400 Meter für sich entscheiden konnte, und Marco Kaiser, beide vom LG Nike Berlin.

Auch wenn aus Zuschauersicht der Wettkampf spannend und störungsfrei verläuft und  sogar die Lautsprecherdurchsagen, anders als teils beim Istaf, deutlich zu verstehen sind: Nach Tagesspiegel-Informationen hat der WM-Testtag hinter den Kulissen so manch kleinen technischen Makel ans Licht gebracht. Doch all das soll bis morgen behoben sein. Dazu sind Generalproben schließlich da.

Gestern Abend dann begrüßen die beiden großen Kirchen die Teilnehmer und Besucher der WM. Begleitet von Orgelmusik und Ausdruckstanz findet unter dem weiten Rund der Kuppel des Berliner Doms ein ökumenischer Gottesdienst statt, rund 500 kommen, die wenigsten sind Sportler. Vor Gott müssten die Menschen keine Wettkämpfe führen, sagt der Sportbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters. Jedem einzelnen Menschen habe Gott eine „unverwechselbare, einmalige Würde“ geschenkt. „Das macht uns gleich und ebenbürtig, ganz unabhängig von Geschlecht, Volkszugehörigkeit, Hautfarbe, Glaube und persönlichen Überzeugungen“, sagt er. Und auch eine Olympiasiegerin wirkt am Gottesdienst mit: Elisabeth Brown Trafton, Goldmedaillengewinnerin im Diskuswerfen, spricht ein Gebet. Sportlich gibt sich auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, auf der Kanzel des Berliner Doms. Der 67-Jährige sagt, er habe als Schüler selbst „mehr oder minder achtbare Geschwindigkeiten“ beim Laufen erzielt. „Wer die Dimension des Glaubens aus dem Spitzensport heraushalten will, hat von der Ganzheitlichkeit menschlicher Existenz nichts verstanden.“ Anlässlich des 48. Jahrestages des Mauerbaus warnt der Theologe davor, aus „Hass und Neid, Missgunst und Habgier“ neue Mauern zu errichten: Die Sportleistungsshow gebe viel Raum zur Begegnung „mit Gott, mit anderen Menschen“.

Wie etwa im „Deutschen Haus“ in der Telekom-Repräsentanz in der Französischen Straße in Mitte. Dort wird gestern noch der WM-Club des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) eingerichtet. Die bundesdeutschen Athleten haben es abends gemütlich: Auf graublauen, weichen Couches können sie der Lounge-Musik lauschen. Oder sie schlendern an die Cocktailtheke, an den Billardtisch. Auch viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich angekündigt, wie Thomas Gottschalk, Frank-Walter Steinmeier und Ex-Sprinter Michael Johnson. Etwa 800 Gäste werden jeden Abend erwartet. Wer nicht zu den geladenen Gästen gehört, kann unter www.leichtathletik.de oder an der Abendkasse ein Ticket kaufen. Das hat aber einen stolzen Preis: 195 Euro. Hier gibt es die großen Ehrungen, hier wird bis nachts um zwei gefeiert.

Jetzt kann sie kommen, die WM.

eve, bel, clh

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