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Leichtathletik-WM: Gatlin bleibt der Schnellste

Olympiasieger Justin Gatlin hat in Helsinki in einer Zeit von 9,88 Sekunden den Titel über 100 m gewonnen. Diskus-Werfer Michael Möllenbeck holte bereits die zweite Bronze-Medaille für die deutsche Mannschaft.

Helsinki (07.08.2005, 20:47 Uhr) - Kugelstoßer Ralf Bartels und Diskus-Recke Michael Möllenbeck haben mit ihrem Bronze-Double den deutschen Leichtathleten einen überraschend starken Start in die 10. Weltmeisterschaft beschert. «Das war ein gelungener Auftakt», sagte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), und lobte das motivierte und kampfstarke DLV-Team.

Absoluter Höhepunkt des ersten WM-Wochenendes war am Sonntagabend traditionsgemäß das 100-m-Finale der Männer mit dem Sieg des hohen Favoriten Justin Gatlin. In Abwesenheit des verletzten Weltrekordlers Asafa Powell (Jamaica) rannte der amerikanische Olympiasieger von Athen in 9,88 Sekunden den in 10,05 Sekunden zeitgleichen Michael Frater aus Jamaica und Titelverteidiger Kim Collins (St. Kitts und Nevis) auf und davon.

Der Wattenscheider Möllenbeck schleuderte die zwei Kilo schwere Scheibe am Sonntagabend in Helsinki im vierten Versuch 65,95 Meter weit und konnte sein Glück am Ende kaum fassen: Wie vor vier Jahren in Edmonton durfte er auch bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki Platz drei bejubeln. Nur Titelverteidiger Virgilijus Alekna (70,17 m) und der Este Gerd Kanter (68,57) waren diesmal besser als der deutsche Meister. Nicht einmal im Traum hatte Möllenbeck an eine Medaille gedacht: «Ich wusste, dass ich in diesem Jahr nichts reißen kann, aber ich hatte viel Spaß. Und nun habe ich mit viel Spaß doch was gerissen.»

Diskus-Kollege Veteran Lars Riedel scheiterte bei seiner achten Weltmeisterschaft dagegen an der Konkurrenz und an den Nerven: Mehr als Platz neun war an diesem sonnigen Sommerabend für den 38 Jahre alten Chemnitzer nicht drin. Mit 63,05 Meter blieb der fünfmalige Weltmeister deutlich unter seinen Möglichkeiten. «Mit den 66 Metern aus dem Vorkampf wäre ich heute gut dabei gewesen», meinte der Oldie, der einfach nicht aufhören kann: «Es gibt ja im nächsten Jahr noch die EM und 2007 noch eine WM in Osaka.»

24 Stunden vor Möllenbeck hatte Bartels den Bann gebrochen. Der 27-Jährige vom SC Neubrandenburg wuchtete die Kugel im letzten Versuch auf 20,99 Meter und konnte wenige Minuten später seinen größten internationalen Erfolg bejubeln. Weltmeister wurde der Amerikaner Adam Nelson (21,73 m) vor dem Niederländer Rutger Smith (21,29). «Ich habe im letzten Durchgang alles auf eine Karte gesetzt und bin jetzt um so glücklicher», sagte Bartels, der vor drei Jahren bei der EM in München auch Bronze erkämpft hatte. Geher André Höhne überraschte im 20-Kilometer-Wettbewerb mit einem ausgezeichneten vierten Platz. Nur 16 Sekunden fehlten dem Berliner zum Bronze-Platz.

Die übrigen Titel des Wochenendes sicherten sich die Äthiopierin Tirunesh Dibiba über 10 000 Meter, Jefferson Perez aus Ecuador und die Russin Olimpiada Iwanowas im 20 km Gehen sowie Tracia Smith aus Jamaica im Dreisprung und Carolina Klüft. Die Siebenkampf-Königin musste diesmal bis zur letzten Sekunde zittern, dann durfte die 22 Jahre alte Schwedin in einem dramatischen Duell mit der Französin Eunice Barber aber wieder jubeln: 6887 Punkte reichten der Olympiasiegerin zum zweiten WM-Gold nach 2003, Ex-Weltmeisterin Barber war um 63 Zähler geschlagen.

Für den ersten Weltrekord der Jubiläums-WM sorgte am Sonntag Olimpiada Iwanowa: Nach 1:25:41 Stunden war die 34 Jahre alte 20-km- Geherin um 160 000 Dollar reicher. «Dieser Sieg macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt», sagte die Russin. Für den WM-Titel spendiert der Weltverband IAAF jedem Einzel-Weltmeister 60 000 Dollar, für einen Weltrekord noch einmal 100 000. Iwanowa triumphierte bei ihrem zweiten WM-Gold nach 2001 vor der Weißrussin Ryta Turawa und blieb 41 Sekunden unter dem alten Weltrekord.

Während Melanie Seeger mit Platz elf (1:31:00) durchaus leben konnte («Deshalb geht die Welt nicht unter»), flossen bei ihrer Potsdamer Vereinskollegin Sabine Zimmer die Tränen. «Ich bin total enttäuscht, das ging heute alles daneben, ich weiß auch nicht warum». erklärte die 24-Jährige, die mit 1:34:24 auf Platz 23 durchgereicht wurde. (Von Ralf Jarkowski und Andreas Schirmer, dpa)

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