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Sport: Leichtathletik-WM: Zu schnell für das Kontrollsystem

Vielleicht muss jetzt Verteidigungsminister Scharping eingreifen. Kann er aus seinem begrenzten Budget eventuell ein paar Mark locker machen?

Vielleicht muss jetzt Verteidigungsminister Scharping eingreifen. Kann er aus seinem begrenzten Budget eventuell ein paar Mark locker machen? Es geht immerhin um den schnellsten Oberleutnant, den die Bundeswehr zu bieten hat: Ingo Schultz, der sensationelle WM-Zweite über 400 m. "Das ist etwa das 50-fache meiner bisher höchsten Gage", kommentierte er die mit dem zweiten Rang verbundene Prämie von 30 000 Dollar (rund 70 000 Mark). Das Geld könne er gut gebrauchen, "weil ich mir gerade meine Wohnung neu einrichten will". Die Renovierung muss möglicherweise noch etwas warten.

Weil der Leichtathletik-Weltverband IAAF bei der Auszahlung der Preisgelder verlangt, dass alle Prämierten mindestens zwei Trainingskontrollen in den zurückliegenden zwölf Monaten vorweisen müssen. Zuständig für diese Kontrollen sind jeweils die nationalen Verbände. Schultz ist in diesem Zeitraum nur einmal kontrolliert worden. Der Bremer muss folglich damit rechnen, dass ihm die IAAF das Geld verweigert.

Zum Thema Fotos von der Tartanbahn: Die Leichtathletik-WM in Bildern Das wäre bitter für ihn, denn der Senkrechtstarter im Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kann nichts dafür. Zumal er schon einmal Opfer der Lücken im Anti-Doping-System des DLV war. Der DLV nominierte ihn 1999 nicht für die Weltmeisterschaften in Sevilla, weil Schultz, 1998 noch mit einer Bestzeit von nur 49,51 Sekunden notiert, damals noch nicht vom DLV-Kontrollprozedere erfasst worden war. Offenbar sind 1160 Kontrollen im Jahr für insgesamt 670 DLV-Kaderathleten doch zu wenig. Zumal auch noch der Zufallsgenerator bestimmt, wer kontrolliert wird.

Wer sich bei diesem brisanten Problem jedoch vom Zufall leiten lässt, sollte künftig mit seinem Eigenlob ein bisschen sparsamer umgehen, beim DLV werde der Antidopingkampf so konsequent und lückenlos wie nirgendwo geführt. Fast peinlich war es, dass der DLV-Leistungssportchef Rüdiger Nickel auch die Falschmeldung in Umlauf brachte, der Hochsprung-Weltmeister Martin Buß müsse wegen fehlender Kontrollen um die Überweisung seines IAAF-Honorars in Höhe von 60 000 Dollar bangen. Gestern kam aus der DLV-Zentrale Darmstadt die Korrektur: Der Berliner habe von Januar bis August sechs Dopingtests unbeanstandet absolviert.

Schultz übrigens darf noch hoffen. Der DLV will bei der IAAF ein gutes Wort für ihn einlegen. Oder sich darum bemühen, dass er "aus anderen Quellen belohnt wird".

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