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Sport: Leidenschaft gesucht

Vor dem Spiel gegen Mailand ist Bremen bange

Es sah nicht gut aus, als im Training der übereifrige Pekka Lagerblom dem Kollegen Miroslav Klose ungelenk auf den linken Fuß plumpste. Der Nationalstürmer schaute nur genervt, dann humpelte er in die Kabine. Und gab sogleich für das vorentscheidende Heimspiel in der Champions League gegen Inter Mailand am heutigen Abend Entwarnung. „Da spiele ich auch mit einem Bein in Gips“, versprach Klose, Schmerzen hin oder her.

Die Aussage des derzeit stärksten Spielers ist bezeichnend für die Bremer Verfassung: Der Double-Gewinner hinkt hinterher, vor allem in der Liga, „dem Grundnahrungsmittel“, wie Vorstandschef Jürgen L. Born leicht säuerlich bemerkt. Werder fehlen zum Branchenführer Bayern München acht Punkte und kassierte bereits fünf Niederlagen, vier waren es in der gesamten vergangenen Saison. Trainer Thomas Schaaf will nun „alles überprüfen“, was in seinem Sprachgebrauch heißt: Es gibt personelle Konsequenzen.

Die grün-weißen Protagonisten sind einsichtig. „Wir spielen in der Bundesliga nicht zu 100 Prozent mit Leidenschaft“, glaubt Stürmer Nelson Valdez. Born gibt zu bedenken, dass sich die Mannschaft im DFB-Pokal und in der Champions League sehr wohl im Soll bewege. Aber: „Vielleicht sind drei Hochzeiten für uns im Moment zwei zu viel“, sagt der Vorstandschef. Dabei lautete seine Devise vor Saisonbeginn: „Beim Tanz auf drei Hochzeiten wollen wir eine schicke Braut abbekommen.“ Born ist sich mit Geschäftsführer Klaus Allofs einig, dass der „derzeitige Kader stärker ist als in der Vorsaison“. Aber Werder kommt nicht mehr als formstabiles Gebilde daher. Die Gründe sind vielschichtig: Verletzungen, Formschwächen, Umstellungen und Dissonanzen. Für letztere sorgen vor allem einige Spieler selbst. Europameister Angelos Charisteas – angeblich umworben von Ajax Amsterdam – lässt zum Leidwesen der sportlichen Leitung fast wöchentlich seinen Frust ab. Fabian Ernst wechselt im Sommer, Schalke hat nun auch offiziell Kontakt zu ihm aufgenommen. Genauso laufen die Verträge von Tim Borowski, Christian Schulz, Ludovic Magnin und Paul Stalteri aus. Sie warten auf Signale – also verbesserte Angebote. „Wir können nicht jede Latte höher legen“, erklärt Born. „Wir stehen schon jetzt bei den Personalkosten in der Bundesliga an vierter, fünfter Stelle“, gibt Allofs zu. „Auch bei uns kann man sehr gutes Geld verdienen.“

Nur muss man dafür erfolgreich sein. Hierfür wäre heute eine gute Möglichkeit: Mit einem Sieg wären die Bremer fürs Achtelfinale qualifiziert. Ansonsten droht ein „Endspiel“ gegen Valencia. „Es ist eine gefährliche Situation“, sagt der formschwache Kapitän Frank Baumann skeptisch. Torwart Andreas Reinke ist da schon optimistischer: „Positiv rangehen und dann vorne das Ding reinzimmern.“ Notfalls auch mit Kloses Gipsbein.

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