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Sport: „Leistungssport braucht eine neue Führung“ Industriemanager Hubbert zur Reform der Verbände

Herr Hubbert, wann retten Sie den deutschen Sport? Ich?

Herr Hubbert, wann retten Sie den deutschen Sport?

Ich? Warum ich?

Weil Sie sich ins Gespräch gebracht haben als Chef des neuen deutschen Sportverbandes.

Das stimmt nicht. Als ich im vergangenen Sommer gefragt wurde, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen kann, habe ich mich offensichtlich nicht ablehnend genug geäußert. Aber glauben Sie mir, ich habe kein Interesse an einem solchen Posten. Ich denke, einem fusionierten Dachverband des Sports sollten nicht 65-Jährige wie ich vorstehen. Da lassen sich sicher Jüngere finden. Abgesehen davon muss es diesen Verband zunächst einmal überhaupt geben.

Haben Sie etwa Angst, dass die Fusion zwischen dem Deutschen Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee noch scheitern könnte?

Wenn wir zuerst Personaldebatten führen, kommen wir nicht voran. Zunächst muss doch die Struktur einer solchen Organisation geklärt werden.

Am Dienstag tagt in Frankfurt am Main wieder die Strukturkommission der beiden Verbände, um über die Fusion zu beraten. Haben Sie Vorschläge?

Ja. Aus meiner Sicht können der Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee fortbestehen. Sie müssten aber ihre jeweiligen Zuständigkeiten für den Leistungssport aufgeben, diese müssten in einem neu zu schaffenden Bereich zusammengefasst werden.

Wie soll die Struktur aussehen?

Aus meiner Sicht sollte eine neue Dachorganisation auf drei Säulen stehen. Die erste ist der Breiten- und Vereinssport, um den muss sich der Deutsche Sportbund kümmern, die zweite sind alle internationalen und olympischen Fragen, dafür ist das Nationale Olympische Komitee zuständig. Schließlich gibt es noch den Bereich Leistungssport. Für die Koordination der drei Bereiche wäre die Führung des neuen Dachverbandes verantwortlich, in der die jeweiligen Präsidenten mitwirken.

Sie plädieren also für eine Zentralisierung im deutschen Sport?

Natürlich. Schauen Sie nur in andere Länder wie Australien, Japan oder China. Dort hat eine Konzentration der Spitzensportförderung bereits gute Ergebnisse gebracht. In Deutschland gibt es mehr als 50 Fachverbände und 20 Olympiastützpunkte, die für den Leistungssportler verantwortlich sind. Bei diesen unterschiedlichen Interessen sieht doch niemand mehr durch.

Wann sollte eine Fusion der Sportverbände abgeschlossen sein?

Am besten noch in diesem Jahr. Je länger der Prozess dauert, umso mehr kann er zerredet werden. Der Wettbewerb wartet nicht auf uns.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Jürgen Hubbert, 65,

ist Vorsitzender des Stiftungsrats der Deutschen Sporthilfe. Er war unter anderem Aufsichtsratschef von Daimler-Chrysler und Chef des Formel-1- Teams McLaren-

Mercedes.

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