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Scheinwerfer aus? Rodeln wird alle vier Jahre wichtig – wenn es um olympische Medaillen geht. Außerhalb des deutschen Sprachraums interessiert die Randsportart aber kaum jemanden.

© AFP

Leserdebatte: Braucht Olympia Rodeln noch?

Gefährlich, aufwändig, langweilig: Beim Rodeln gewinnen am Ende sowieso immer nur die Deutschen. Oder brauchen wir doch die Spitze für die Basis der Schlittenfahrer? Ein Pro und Contra, zu dem uns Ihre Meinungen interessieren. Diskutieren Sie mit!

Pro: Rodeln muss olympisch bleiben

Rodeln muss olympisch bleiben, und das liegt nicht an den vielen Medaillen, die Deutschland immer gewinnt. Es ist vielmehr ein aktueller und populärer Sport, wie unlängst wieder im Berliner Viktoriapark zu besichtigen war. Dort tauchten mit dem ersten Schnee auch die Schlitten der Kinder auf, am Wochenende wurde den Erziehungsberechtigten auf ihren Doppelsitzern großes Geschick abgefordert, so zahlreich bevölkerten Kreuzbergs Rodler den Hang. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht: Auf solchen Hügeln liegen die Wurzeln des olympischen Rodelns.

Das beweist zum Beispiel Italiens Rodel-Ikone und Sotschi-Dritter Armin Zöggeler. Er hat als Kind mit dem Rodeln angefangen, weil er mit dem Schlitten schneller zur Schule kam. Wer die Bilder der Rodelwettbewerbe der Winterspiele auf den Naturbahnen von 1964 bis 1972 sieht, erkennt, dass dieser Sport dem Kinderrodeln entwachsen ist. Das Problem ist nur, dass sich das Rodeln zu weit von seinen Ursprüngen entfernt hat.

Seit 1976 werden die olympischen Wettbewerbe auf Kunsteisbahnen ausgetragen, weil es zuvor wetterbedingte Probleme gegeben hatte. Seitdem hat sich das Rennrodeln zu einer hochtechnisierten Spezialdisziplin entwickelt. 175 Millionen Euro kostete der Eiskanal von Sotschi, dessen Nutzung nach den Spielen fraglich ist. Das muss nicht sein.

Das Rodeln muss olympisch bleiben und künftig auf Natureisbahnen ausgetragen werden. Die sind nicht so teuer, können auch als Bergstraße oder Waldweg genutzt werden und haben dank der Schneekanonen keine wetterbedingten Probleme mehr. Es ist spektakulärer, weil auch mit den Händen gelenkt wird, und es könnten wieder mehr Athleten diesen Sport ausüben.

Übrigens versuchen die Naturbahnrodler seit Jahren, wieder ins olympische Programm zu kommen. Dagegen sträubt sich aber jener Verband, der die meisten Kunsteisbahnen der Welt besitzt und die meisten Goldmedaillen: Deutschland. Benedikt Voigt

Was meinen Sie, liebe Leser, sollte der deutsche Volkssport Rodeln eine olympische Zukunft haben? Was halten Sie vom Vorschlag, den Sport wieder auf Natureisbahnen auszutragen? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit und nutzen Sie dafür die einfach zu bedienende Kommentarfunktion am Ende der Seite.

Warum fast niemand Rennrodeln bei Olympia vermissen würde

Contra: Rennrodeln hat bei Olympia nichts mehr verloren

Alle vier Jahre entdeckt die Nation ihre Liebe zu schnellen Schlitten im Eiskanal. In keiner anderen Sportart holen Athleten aus Deutschland so selbstverständlich Siege. Und wenn sie mal nicht gewinnen, sind es Österreicher oder Südtiroler.

Man kann sich darüber freuen. Man kann es aber auch furchtbar langweilig finden. Die Chance, dass eine andere Nation an diesem Dienstag Gold im Frauenrennrodeln gewinnt, liegt statistisch bei etwa einem Prozent. Seit Jahrzehnten gehen nahezu alle großen Titel im Frauenrodeln nach Deutschland. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Standortvorteil. Gleich vier künstlich angelegte Bob- und Rodelbahnen gibt es hier – so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Mit viel Steuergeld wird der Bau von Schlitten in einem eigenen Sportgeräteinstitut finanziert. Da fällt schon die Vorentscheidung.

Wenn Rennrodeln wenigstens noch so etwas wie Unterhaltungswert besitzen würde! Doch bei den Wettbewerben gibt es meist nur wenige Zuschauer – erkennen können sie ja auch nicht viel. Und selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das an den Wochenenden gern zehn Stunden Wintersport am Stück zeigt, zieht dem Rennrodeln praktisch jede andere Disziplin vor.

Auch am Fernseher ist kaum ersichtlich, warum der eine Rodler besser ist als der andere. Es gibt keine sichtbaren direkten Duelle, und die Zeitabstände zwischen den Besten bewegen sich im Tausendstelbereich. Klar ist nur, dass am Ende ein Deutscher gewinnt. Für viele andere Athleten ist Rennrodeln sogar lebensgefährlich, das hat der Todesfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili vor vier Jahren in Vancouver gezeigt.

Warum an einer Sportart festhalten, in der es keine wirkliche Konkurrenzsituation gibt? Die nur von wenigen Nationen ernsthaft betrieben wird und enorme Summen für Bau und Unterhalt ihrer Bahnen verschlingt? Rennrodeln ist ein olympisches Relikt. Außer Deutschen, Österreichern und Südtirolern würde es niemand vermissen. Jörg Leopold

Was meinen Sie, liebe Leser, ist Rennrodeln wirklich so langweilig? Und ist es tatsächlich zu gefährlich und zudem viel zu teuer für Olympische Spiele? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit und nutzen Sie dafür die einfach zu bedienende Kommentarfunktion am Ende der Seite.

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