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Die Anhänger des 1.FC Köln positionierten sich mehrfach gegen Gewalt aus ihren Reihen, wie am 10.03.2012 vor dem Spiel gegen Hertha BSC - dennoch scheinen auch sie machtlos, wenn chaotische Anhänger ihres Vereins zu Gewalt greifen.

© dpa

Leserdebatte: Problem Fangewalt: Was tun?

Martin Kind, der Klub-Chef von Hannover 96, hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach den jüngsten Fanentgleisungen zum Handeln aufgefordert. Doch was kann man tun? Liegt es an den Ultras? Tun die Vereine zu wenig? Oder handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem? Diskutieren Sie mit.

„Ein Teil unserer Fans sind Arschlöcher.“ Mit diesem Satz drückte Martin Kind, Klub-Chef von Hannover 96, seine Entrüstung über einige Anhänger seines Vereins nach dem 4:0-Sieg im Niedersachsenderby gegen den VfL Wolfsburg aus. Zuvor hatten einige Anhänger den ehemaligen 96-Verteidiger Manuel Pogatetz minutenlang singend als "Sohn einer Hure" bezeichnet hatten. Auch die Fahne mit dem Abbild des Massenmörders Fritz Haarmann, die in dem Fanblock von 96 geschwenkt wird, stellt für den 67-Jhrigen "eine Geschmacklosigkeit" dar. Haarmann wurde in den 20er Jahren für den Mord an 24 Menschen schuldig gesprochen.

Nun hat sich die Fanhilfe Hannover zu Wort gemeldet und die Verantwortlichen des Vereins zu mehr Sachlichkeit ermahnt. "Die Verwendung des Ausdrucks "Arschlöcher" führt die inhaltliche Kritik ad absurdum". Zudem verweist die Fanhilfe auf die Ehrenmitgliedschaft Martin Kinds in dem 96-Promifanclub „Rote Reihe“, der seinen Namen nach der Roten Reihe 8, dem früheren Wohnsitz von Fritz Haarmann, habe. Außerdem kritisierte die Fanhilfe, dass der Verein zwar über zwei Fanbeauftragte verfüge, deren Bewertung der Geschehnisse jedoch nicht angehört wurden.

Auch der Fan-Forscher Gunter A. Pilz, der an diesem Donnerstag in Hannover den Ethikpreis des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erhält, mahnte im Interview mit dem "Kicker" die fehlende Kommunikation mit der Ultra-Szene an. "Dazu kommt, dass die permanenten kraftmeierischen Sprüche, die man zum Teil von Politikern und vom Chef der deutschen Polizeigewerkschaft hört, eher dazu beitragen, die Fronten zu verschärfen", sagte Pilz.

Video: Pezzoni kein Einzelfall

In den letzten Tagen sorgten neben den Ereignissen in Hannover auch Fanentgleisungen in Köln und Berlin für Aufsehen. Beim 1. FC Köln hatten Unbekannte den Abwehrspieler Kevin Pezzoni vor dessen Haustür und im Internet mit körperlicher Gewalt gedroht, sodass dieser sich gezwungen sah, seinen Vertrag in Köln aufzulösen. Der 23-Jährige hat mittlerweile Anzeige erstattet. In Berlin wurde das Privathaus von Christian Arbeit, Pressesprecher von Union Berlin, mit 20 Beuteln voll blauer und weißer Farbe beworfen. Da dies kurz vor dem Stadtderby gegen die blau-weißen Herthaner geschah, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Aktion von Anhängern von Hertha BSC handelte. Auch Arbeit hat Anzeige erstattet. Besonders das Eindringen in das Privatleben der Betroffenen gilt dabei als alarmierend.

Fan-Experte Harald Lange, Leiter des Instituts für Fankultur an der Universität Würzburg, ging in einem Interview gegenüber der Presseagentur dpa zwar davon aus, dass solche Fälle von Einzeltätern ausgingen, befürchtete jedoch, dass sie "Schule machen werden". Er empfiehlt eine stärkere Integration der Fans in die Vereinsstruktur, wofür Dialogbereitschaft und Transparenz von Nöten seien. (mit dpa/dapd)

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